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12.09.2010

Kinder-Websites: Usability-Aspekte beim Webdesign für Kinder

Neue Forschungen mit Nutzern zwischen 3 und 12 Jahren zeigen, dass grössere Kinder über erheblich mehr Web-Kenntnisse verfügen als in unseren früheren Studien, wohingegen kleinere Kinder immer noch auf viele Probleme stossen. Das Entwerfen von Websites für Kinder verlangt nach klaren Usability-Ansätzen, wobei zum Beispiel die Inhalte sehr eng auf die unterschiedlichen Altersgruppen zugeschnitten werden sollten.

 

by Jakob Nielsen (deutsche Übersetzung) - 13.09.2010

 

Millionen von Kindern nutzen das Internet, und jedes Jahr gehen weitere Millionen online. Viele Websites haben mit ihren lehrreichen oder unterhaltsamen Inhalten speziell Kinder als Zielgruppe, und populäre Websites haben häufig spezielle Kinderbereiche - entweder als Dienst an der Öffentlichkeit oder um Markentreue schon von ganz klein an aufzubauen.

Trotz dieses Zuwachses an Nutzern und Diensten ist wenig bekannt darüber, wie Kinder Websites nutzen, oder wie Websites aufgebaut sein müssen, damit sie für Kinder leicht zu nutzen sind. Webdesign für Kinder basiert für gewöhnlich auf reinem Hörensagen darüber, wie Kinder sich angeblich verhalten - oder im besten Falle auf Einsichten, zu denen die Designer gelangt sind, während sie ihre eigenen Kinder beobachtet haben; die wohl kaum repräsentativ sind für Durchschnittskinder, typische Internetfähigkeiten oder allgemeines Wissen über das Web.

Um Design-Mythen von Usability-Fakten abzugrenzen, greifen wir auf empirische Daten zurück: Wir haben eine grosse Spannbreite von Kindern beobachtet, während sie eine Vielzahl an Websites nutzen.

Diese Untersuchung bezieht sich auf Nutzer im Alter von 3-12 Jahren. (Richtlinien für Websites, die 13-17jährige als Zielgruppe haben, sind in einem Bericht zu unserer gesonderten Forschung mit Jugendlichen abrufbar.)

Nutzerstudien

Wir haben Usability-Studien in zwei getrennten Runden durchgeführt, wobei wir insgesamt 90 Kinder (41 Mädchen und 49 Jungen) getestet haben:

  • Studie 1 (vor 9 Jahren). In dieser Studie haben wir 27 Websites mit 55 Kindern im Alter von 6-11 Jahren getestet. Etwa ein Drittel der Studie haben wir in Israel durchgeführt, den Rest in den Vereinigten Staaten.
  • Studie 2 (neue Untersuchungen). In dieser Studie haben wir 29 Websites mit 35 Kindern im Alter von 3-12 Jahren untersucht. All diese Nutzersitzungen fanden in den USA statt.

In Studie 1 haben wir Sitzungen bei den Teilnehmern zu Hause, in Schulen und in einem Usability-Labor durchgeführt. Bei Studie 2 fanden alle Sitzungen in einem Labor statt. Wir haben einige Nutzer im Team mit einem Freund getestet, andere hingegen einzeln. Partnersitzungen funktionierten am besten bei 6-8jährigen. Dagegen funktionierten Einzelsitzungen bei Kindern jünger als 6 oder älter als 8 genauso gut (und sind natürlich kostengünstiger, da wir nur einen Nutzer pro Sitzung anwerben mussten).

Obwohl es für schüchterne oder sehr kleine Kinder schwierig sein kann, haben wir die Nutzer ermuntert, laut zu denken, während sie die Websites nutzten. Wir haben den Kindern gesagt, dass sie die Experten seien, und dass wir von ihnen lernen wollten, wie Kinder über Websites denken und wie sie sie nutzen. Wir haben dann erklärt, dass sie, damit wir etwas lernen können, die ganze Zeit erklären sollten, was sie gerade dachten.

Wir haben die Nutzer hauptsächlich auf bestimmte Websites geführt und ihnen gezielte Aufgaben gegeben, die wir für jede Website vorbereitet hatten. Diese Aufgaben unterschieden sich oft je nach Alter und Geschlecht des Nutzers. So haben wir zum Beispiel auf lego.com die Mädchen im Alter von 6-8 Jahren gebeten, ein Reitspiel zu finden, wohingegen die Jungen zwischen 9 und 12 Jahren gebeten wurden, Informationen über das Mehrspieler-Online-Spiel Lego Universe zu finden. In anderen Fällen haben wir allen Nutzern die gleiche Aufgabe gestellt. Auf jitterbug.tv zum Beispiel haben wir alle Nutzer gebeten, sich ein Video des Liedes "The Wheels on the Bus" anzusehen. Einige Websites wurden letztendlich nur von einer Zielaltersgruppe oder dem jeweiligen Geschlecht der Zielgruppe getestet. Auf crayola.com haben wir zum Beispiel nur 3-5jährige Nutzer getestet und sie gebeten, ein Porträt ihres besten Freundes zu zeichnen und auszudrucken.

Wir haben hauptsächlich Websites getestet, die Kinder als Zielgruppe haben, aber ebenso spezielle Kinderbereiche, in denen viele populäre Websites Inhalte für Kinder anbieten. In Studie 1 hatten wir auch einige allgemeine Websites getestet, die auf erwachsene Nutzer abzielen, um bewerten zu können, wie Kinder solche Websites nutzen. Und in Studie 2 haben wir auch einige website-übergreifende Aufgaben getestet, bei denen wir den Nutzern eine allgemeine Frage gestellt haben und sie die Antwort auf einer Website ihrer Wahl haben finden lassen. So haben wir zum Beispiel Kinder zwischen 6 und 12 Jahren gebeten herauszufinden, wie man auf Japanisch "Danke" sagt.

Wir haben 53 Websites getestet und dabei eine grosse Vielzahl an Genres abgedeckt:

  • Spiele (z.B. Herman's Homepage, PoissonRouge.com)
  • Medien-Websites (z.B. Cartoon Network, Discovery Channel, PBS)
  • edukative Websites (z. B. Children's Discovery Museum of San Jose, Funbrain.com, Girl Scouts, National Geographic)
  • Spielsachen und andere Kinderprodukte (z.B. Barbie, Fisher-Price, die Harry-Potter-Bücher, Hasbro, Lego)
  • andere kommerziele Websites (z. B. Belmont Bank, National Football League)
  • amtliche Stellen (z. B. Jet Propulsion Laboratory, Library of Congress, United States Mint)

Veränderungen im Laufe der Zeit

Wir haben unsere beiden Studien in einem Abstand von 9 Jahren durchgeführt. Die meisten Aspekte von Usability verändern sich im Laufe von 9 Jahren nicht viel: Wenn wir die gleichen Designfragen mehrfach testen, kommen wir in der Regel zu den gleichen Ergebnissen. So sind zum Beispiel die Richtlinien dafür, wie man am besten ein Menü strukturiert, oder wie viele Punkte ein Menü beinhalten sollte, für gewöhnlich Jahr für Jahr die gleichen, weil solche Fragen zur Nutzeroberfläche eher von den Charakteristika und Begrenztheiten unseres menschlichen Gehirns determiniert sind als von sich verändernden Technologien. (Andere Design-Belange sind stärker technologisch determiniert. So hat sich zum Beispiel der Umgang der Leute mit Videos auf Websites im Laufe des letzten Jahrzehntd erheblich verändert.)

Ausserdem neigen Usability-Ergebnisse auch deshalb dazu, stabil zu bleiben, weil die Gruppe der Nutzer stabil ist. Wenn wir einen vereinfachten Blick auf die erwachsene Zielgruppe werfen - sagen wir, jeder von 20 bis 80 Jahren - dann bleiben rund 83% der Nutzer von einem Jahrzehnt zum anderen erhalten. (In der Realität haben die meisten Websites keine ausgeglichene Altersverteilung in ihrer Kundschaft. Das Argument bleibt dennoch bestehen: Erwachsene Nutzer werden in 10 Jahren im Grossen und Ganzen immer noch die gleichen Leute sein, die heute schon das Internet nutzen.)

Bei Kindern liegt die Sache ganz anders, und es gibt mindestens zwei Gründe, warum man erwarten könnte, dass die aktuellen Usability-Ergebnisse anders ausfallen als vor 9 Jahren:

  • Es hat sozusagen ein 100%iger Austausch unserer Testteilnehmer in unserer Gruppe der 3-12jährigen stattgefunden. Unser jüngster Nutzer von vor 9 Jahren (als wir Kinder im Alter von 6-11 getestet haben) ist heute 15 Jahre alt und somit schon gar nicht mehr in der Zielgruppe unserer Forschung. Wir haben es jetzt mit einer komplett neuen Generation von Kindern zu tun.
  • Im Laufe des letzten Jahrzehnts hat sich laut einer Untersuchung der Kaiser Family Foundation die Zeit, die Kinder an einem Computer verbringen, verdreifacht. Und sowohl unsere Forschung wie auch die von anderen kommt zu dem Ergebnis, dass die Frage, wie Kinder Websites nutzen, vor allem davon abhängt, wie viel Übung sie online haben.

Wenn man diese beiden Beobachtungen zusammen nimmt, implizieren sie, dass sich in den vergangenen 9 Jahren, eine für Kinder nutzbare Website, erheblich verändert haben sollte.

Trotz dieses einleuchtenden Arguments hat unsere zweite Studie in Wirklichkeit die meisten Richtlinien der ersten Studie bestätigt. Dennoch haben wir viele neue Dinge herausgefunden, und die Anzahl der Design-Richtlinien ist von 70 auf 130 gestiegen - teils, weil wir neuere Websites getestet haben, die neuere Dinge tun, und teils, weil wir die Altersgruppe ausgedehnt haben, so dass jetzt auch sehr kleine Kinder (im Alter von 3-5) dazu gehörten.

In einem Fall haben wir im wahrsten Sinne des Wortes das gleiche Usability-Problem 9 Jahre später erneut beobachten können: Die Webseiten für die Fernsehserie "Sesamstrasse" verwenden eine Navigationsleiste mit Figuren aus der Sendung. Leider haben diese Symbole in der Nutzeroberfläche eine doppelte Funktion: als Navigationssymbole und als Elemente eines Mini-Spiels; wenn die Nutzer mit der Maus über sie fahren, dienen die Charaktere als Xylophonstäbe, die Musik spielen. Sowohl vor 9 Jahren, als auch heute, hat die Xylophon-Funktion die Kinder von der Navigation abgelenkt. Und, während die Kinder Melodien spielten, wurden sie durch versehentliches Klicken verwirrt.

Obwohl viele Usability-Richtlinien die gleichen sind wie vor 9 Jahren, haben wir eine grosse Veränderung seit der ersten Studie gefunden: Die Kinder sind heute wesentlich erfahrener im Umgang mit Computern und dem Internet. Daraus ergibt sich, dass sie vielen der verbreiteten Anfängerprobleme, die wir in unserer ersten Studie fanden, nicht so sehr unterliegen. Heutzutage sitzen Kinder schon an einem Computer, sobald sie sich überhaupt aufsetzen und eine Maus bewegen oder einen Bildschirm antippen können. Es ist jetzt üblich, dass ein 7jähriges Kind ein erprobter Internetnutzer mit mehrjähriger Erfahrung ist.

Solch früher Kontakt mit Computern war der Grund, warum wir die Altersspanne für unsere Forschungen ausgedehnt haben, so dass jetzt auch Kinder von 3-5 Jahren untersucht wurden.

Die grösste Veränderung seit Studie 1 liegt darin, dass viele der Verhaltensweisen, die wir zuvor in der mittleren Altersgruppe (6-8 Jahre) gesehen haben, jetzt typischer waren für die jüngsten Nutzer (3-5). Dagegen zeigen Nutzer, die 7 oder älter sind, oft ein recht fortgeschrittenes Verhalten. So haben jetzt zum Beispiel nur noch die Jüngsten ein Problem mit dem Scrollen. Kinder, die 9 Jahre oder älter sind, scrollen leichter und kommen sogar mit Artikeln, die auf einer scrollbaren Seite dargestellt sind, besser klar, als wenn diese auf viele kleine Seiten aufgeteilt wurde. (Die Fähigkeit, Seiten mit einer Scrollfunktion zu nutzen, beobachten wir bei erwachsenen Nutzern seit 1997; allerdings schauen sich die Leute immer noch die Inhalte oben auf einer Seite mehr an als die, die sich weiter unten befinden.)

Eine weitere Veränderung bezieht sich auf das Lesen von Informationen. In der ersten Studie waren viele Kinder bereit, sich Anleitungen durchzulesen, bevor sie zum Beispiel ein Spiel anfingen. Jetzt verhalten sich viele Kinder eher wie erwachsene Nutzer und weigern sich zu lesen. Diese reduzierte Bereitschaft, etwas zu lesen, scheint mit der Erfahrung zusammen zu hängen: Je mehr Erfahrung die Nutzer hatten, desto weniger haben sie gelesen.

Kinder im Vergleich mit erwachsenen Nutzern

Die zwei wichtigsten Schlussfolgerungen für Web-Usability für Kinder sind:

  • Kinder und Erwachsene sind verschieden, und Kinder brauchen einen Designstil, der andere Usability-Richtlinien befolgt.
  • Nichtsdestotrotz funktioniert vieles, was eine Website für Erwachsene einfacher macht, auch bei Kindern. Was Sie bereits über brauchbares Design und einfachere Websites wissen, können Sie auch hier verwenden. Halten Sie sich besonders an die im Internet üblichen Konventionen für Nutzeroberflächen und verwenden Sie innerhalb Ihrer Website ein einheitliches Design.

Die folgende Tabelle fasst einige der Hauptähnlichkeiten und -unterschiede zusammen, die wir im Nutzerverhalten von Kindern (in dieser Studie) und Erwachsenen (in vielen anderen Studien) beobachtet haben.

KinderErwachsene
Ziel der Website-BesucheUnterhaltungDinge erledigen, Kommnikation, Communitys
Erste ReaktionenWebsites schnell einschätzen (und verlassen, wenn sie schlecht sind)Websites schnell einschätzen (und verlassen, wenn sie schlecht sind)
Bereitschaft zu wartenwollen sofortige Belohnungbegrenzte Geduld
Befolgen der UI-Konventionenbevorzugtbevorzugt
Nutzer haben die Kontrollebevorzugtbevorzugt
Entdeckerverhaltenprobieren gerne viele Optionen aus (Minensuche auf der Seite)bleiben lieber auf dem Hauptweg
mehrere Navigationenverwirren starkverwirren etwas
Zurück-Buttonwird nicht benutzt (kleine Kinder)
wird benötigt (grössere Kinder)
wird benötigt
Leseverhaltenüberhaupt nicht (ganz kleine Kinder)
zügernd (kleine Kinder)
überfliegen (grössere Kinder)
überfliegen
Lesbarkeitsniveauje nach AltersgruppeText 8. bis 10. Schuljahr für ein breiteres Publikum
Metaphern aus dem Leben, z.B. Raummetaphern in der Navigationsehr hilfreich für Noch-nicht-Leseroft eher ablenkend oder zu klobig für Online-Nutzeroberflächen
Schriftgrösse14 Punkt (für Kleinkinder)
12 Punkt (für grössere Kinder)
10 Punkt (bis zu 14 Punkt für Senioren)
physische Beschränkungentippen langsam, schlechte Steuerung der Mauskeine (ausser bei Behinderten)
scrollenvermeiden (bei kleinen Kindern)
geht (bei grösseren Kindern)
geht
Animationen und Klängebeliebtmeist unbeliebt
Werbung und Promotionkönnen sie nicht von den echten Inhalten unterscheidenAnzeigen werden gemieden (Banner-Blindheit), Promotionen oft skeptisch gesehen
Abgabe privater Datenmeist vorsichtig, zögern, Informationen einzugebengeben oft unbekümmert persönliche Daten ein
altersgerechtes Designunabdingbar, mit sehr feinen Abstufungen zwischen den Altersgruppenbei den meisten Websites unwichtig (ausser, um Senioren zu bedienen)
Sucheverlassen sich mehr auf Lesezeichen (Bookmarks) als auf Suchmaschinen
grössere Kinder nutzten Suchmaschinen

wichtigster Zugang zu Websites


Viele der grundlegenden Regeln für brauchbares Web-Design sind die gleichen für Kinder und Erwachsene und unterscheiden sich manchmal nur graduell.

So gibt es zum Beispiel seit langem die Richtlinie, doppelte Navigationen für erwachsene Nutzer zu vermeiden. Die Leute ärgern sich, wenn sie die Navigation an verschiedenen Stellen suchen müssen. Und es ist verwirrend, wenn Seiten mehrere Links zu ein und derselben Zieladresse anbieten, weil die Nutzer nicht wissen, ob die unterschiedlichen Links zur gleichen Stelle verweisen, oder ob sie leicht unterschiedliche Bedeutungen haben. Dies zwingt erwachsene Nutzer oft dazu, Zeit damit zu verschwenden, den "gleichen" Link mehrmals anzuklicken, was zu einer Desorientierung in der Navigation führt.

Unser Seminar zum Website-Navigationsdesign behandelt 25 verschiedene Navigationstechniken, mitsamt den Richtlinien, wann man welche davon nutzen sollte. Sie haben alle ihren Sinn und Zweck. Aber eine Richtlinie steht über allem: Vermeiden Sie es, zu viele Navigationen in ein einziges Design zu stopfen.

Während zu viele Navigation für Erwachsene ärgerlich und verwirrend sind, können sie für Kinder verheerend sein.

Kinder leiden unter einer Fixierung auf das einmal Gelernte: Sie neigen dazu, die gleiche Methode, die sie zuvor schon einmal verwendet haben, um eine Aktion zu initiieren, wieder zu benutzen. In unseren Studien haben wir oft Kinder gesehen, die sich felsenfest an eine Vorgehensweise geklammert haben, wenn sie damit auf einer Website einmal Erfolg gehabt hatten, auch dann, wenn sie damit bei nachfolgenden Aufgaben nicht weiterkamen, weil sie dafür eine anderen Navigation hätten verwenden müssen.

Altersgerechtes Design

Das deutlichste Ergebnis in sowohl der neuen, als auch der alten Untersuchung ist die Notwendigkeit, beim Webdesign für Kinder sehr enge Altersgruppen anzuvisieren. In der Tat gibt es kein "Webdesign für Kinder", wenn man unter Kindern alle Menschen zwischen 3 und 12 versteht. Man muss mindestens zwischen kleinen (3-5), mittleren (6-8) und grösseren (9-12) Kindern unterscheiden. Jede Gruppe zeigt ein unterschiedliches Verhalten, und die Nutzer haben wesentlich mehr Web-Know-how, je älter sie werden. Und diese unterschiedlichen Bedürfnisse gehen über die offensichtliche Notwendigkeit hinaus, jeweils ein anderes Design zu entwickeln für Kinder, die noch gar nicht lesen können, für "Lese-Anfänger" und für mittelmässig geübte Leser.

Wir haben herausgefunden, dass die jungen Nutzer negativ auf Inhalte reagiert haben, die für Kinder entwickelt wurden, die gerade einmal ein Schuljahr unter oder über ihnen waren. Kinder sind sich der Altersunterschiede überaus bewusst. Ein 6jähriger sagte zu einer Website: "Diese Website ist für Babys, vielleicht 4 oder 5 Jahre alt. Das sieht man an den Cartoons und den Zügen." (Ihnen mögen vielleicht 5- wie 6jährige als "kleine Kinder" erscheinen; in den Augen eines 6jährigen ist der Unterschied riesig.)

Ausserdem ist es wichtig, ein konsistentes Nutzererlebnis beizubehalten, und die Nutzer nicht zwischen Seiten hin- und herspringen zu lassen, die auf unterschiedliche Altersgruppen abzielen. Wenn man versteht, was die Aufmerksamkeit von Kindern erregt, kann man auch die Links zu Serviceinhalten für Eltern an Stellen "erstecken", auf die Kinder kaum klicken würden. Fusszeilen mit reinem Text haben für diesen Zweck gut funktioniert.

Ratschläge für Eltern und Erzieher

Wir haben diese Untersuchung durchgeführt, um Usability-Richtlinien erstellen zu können für Firmen, Regierungsbehörden und grosse gemeinnützige Vereine, die Websites für Kinder entwerfen wollen. Dennoch haben manche unserer Ergebnisse auch persönliche Bedeutung für Eltern, Lehrer und andere, die einzelnen Kindern dabei helfen wollen, sich im Internet erfolgreich bewegen zu können:

  • Der Haupt-Einflussfaktor für die Fähigkeit von Kindern, Websites zu verwenden, ist die Menge ihrer vorab gewonnenen Erfahrung. Wir haben auch herausgefunden, dass Kinder, die gerade einmal 3 Jahre alt sind, Websites verwenden können, so lange diese den Richtlinien entsprechen, die für eine solch junge Zielgruppe entwickelt wurden. Zusammen gesehen folgt aus diesen beiden Ergebnissen der Rat, Ihre Kinder früh mit dem Internet vertraut zu machen (wobei Sie Grenzen setzen; zu viel Zeit am Computer ist für Kinder nicht gut).
  • Kampagnen, die Kinder für die möglichen Gefahren des Internets sensibilisieren und ihnen beibringen wollen, vorsichtig mit der Freigabe von persönlichen Informationen umzugehen, haben Erfolg. Weiter so!
  • Und eine eher negative Bemerkung: Kinder verstehen immer noch nicht die kommerzielle Natur des Internets; es fehlt ihnen die Fähigkeit, Werbung als solche zu erkennen und sie anders zu behandeln als wirkliche Inhalte. Wir müssen uns erheblich mehr anstrengen, Kindern etwas über diesen Aspekt der neuen Medien beizubringen.

 

© Deutsche Version von Jakob Nielsens Alertbox. Institut für Software-Ergonomie und Usability AG. Alle Rechte vorbehalten.

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