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17.04.2016

Checkliste für die Planung von Usability-Studien

Planen Sie einen Nutzertest? Halten Sie sich an diese 9 Schritte, um sicherzugehen, dass Sie vorbereitet sind.

© adiruch na chiangmai

 

by Hoa Loranger (deutsche Übersetzung) - 17. April 2016


Jede Usability-Studie ist, abhängig von Ihren spezifischen Zielen und Bedingungen, verschieden. Aber eine Sache haben alle Nutzerforschungen gemein: Auch wenn die grundsätzlichen Methoden eigentlich einfach sind, werden Sie nicht annähernd den Nutzen aus Ihrem Forschungsaufwand ziehen, wenn Sie sich ohne vernünftige Vorbereitung hineinstürzen. Unten angefügt ist eine Checkliste, die bei der Planung einer Gebrauchstauglichkeitsstudie berücksichtigt werden sollten.

1.    Definieren Sie Ziele für Ihre Studie

Treffen Sie sich mit den Interessenvertretern, um festzulegen, was sie in Erfahrung bringen wollen. Identifizieren Sie für die Recherche die Fragen, Bedenken, Interessenbereiche und den Zweck. Die Ziele werden bestimmen, welche UX Forschungsmethode zu wählen ist.

Usability-Studien sind gut geeignet, um qualitative oder quantitative Verhaltensdaten zu sammeln und Design-bezogene Fragen zu beantworten (z.B. ist der Inhalt derart dargestellt, dass er einfach zu finden und zu verstehen ist? Können Leute eine Aufgabe erfolgreich erfüllen?). Wenn es Ihr Ziel ist, Daten in Bezug auf die Einstellung des Nutzers zu erhalten, ziehen sie alternative, zweckmässigere Forschungsmethoden in Betracht.

Lassen Sie sich nicht auf zu viele Ziele ein: Bei jeder zusätzlichen Frage, die Sie beantwortet haben wollen, wird die Qualität Ihrer Erkenntnisse der anderen Untersuchungsziele leiden. Sie haben nur eine bestimmte Zeit mit den Nutzern: nutzen Sie sie bestmöglich für die Forschungsziele, die wirkliche Auswirkungen auf Ihr Produkt ROI (Return On Investment) haben.

2.    Bestimmen Sie das Format und die Konfiguration der Studie

Nachfolgend sind einige Überlegungen zur Festlegung des für Ihre Situation bestmöglichen Forschungsansatzes aufgeführt.

In einem Labor oder vor Ort: Sollten Sie die Studie in Ihrem Umfeld machen oder sich in das Umfeld der Teilnehmer begeben? Der Einfachheit halber werden die meisten Usability-Studien hausintern in einem Laborumfeld durchgeführt. Wenn allerdings die eigentliche Umgebung des Nutzers entscheidend ist oder wenn es schwierig ist, das Set-up des Nutzers darzustellen, dann mag es die Reisezeit wert sein.

Moderiert oder nicht moderiert: Moderierte Studien ermöglichen in der Regel eine tiefere Design-Erkenntnis und die Möglichkeiten, nachzubohren und um Erklärungen zu bitten. Sie sind ebenfalls eine bessere Quelle für ergebnisoffene Kommentare von den Teilnehmern. Andererseits können unmoderierte Studien billiger und schneller sein und einen besseren Zugang zu schwer zu rekrutierenden Teilnehmern ermöglichen.

Persönlich oder Remote: Generell empfehlen wir - wann immer möglich - persönliche Studien. Wenn Sie in dem gleichen Raum wie der Teilnehmer sind, fühlt sich die Interaktion wesentlich persönlicher an und Sie können unterschwellige Hinweise, wie Körpersprache entdecken. Nichtsdestotrotz können manchmal persönliche Tests nicht realisierbar sein - z.B. weil Sie kein Reisebudget haben, weil Sie innerhalb einer agilen Umgebung arbeiten oder weil die Nutzer nicht zu Ihnen kommen können.

3.    Bestimmen Sie die Anzahl der Nutzer

Für traditionelle qualitative Studien empfehlen wir generell 5 Teilnehmer für ein bestmögliches Kosten-Nutzen-Verhältnis. Wenn Ihre Recherche mehr als eine Zielgruppe umfasst, müssen Sie eventuell die Anzahl der Teilnehmer auf 2-5 pro Gruppe abhängig vom Erfahrungsstand und der einstellungsbezogenen Überlappung unter den Gruppen verändern.

Quantitative Studien und Eyetracking erfordern eine grössere Fallzahl, um aussagekräftige Schlüsse ziehen zu können. Rechnen Sie mit einer Vergrösserung der Teilnehmerzahl um mindestens das 4-fache. Sie werden sicherlich mindestens 20-30 Teilnehmer in jeder Zielgruppe benötigen.

4.    Rekrutieren Sie die richtigen Teilnehmer

Eine grundlegende Regel in der Durchführung von Nutzertests ist die Auswahl von repräsentativen Teilnehmern. Die besten Ergebnisse werden aus dem Feedback von echten Nutzern gezogen. Finden Sie Nutzer, die Ihren Demographien entsprechen (oder noch besser: Ihren Personas entsprechen) und suchen Sie dann nach Verhaltensweisen, Einstellungen und Zielen, die jenen Ihrer Nutzern entsprechen.

Prokuristen zu bitten, sich ein Szenario vorzustellen oder anzunehmen, kann zu falschen Ergebnissen führen. Es kann beim Test von allgemeinen Websites funktionieren, aber bei spezialisierten Websites müssen Sie Leute finden, die den exakten Umständen entsprechen, insbesondere wenn inhaltsreiche Websites und B2B-Websites getestet werden.

5.    Verfassen Sie Aufgaben, die den Zielen der Studie entsprechen

In Usability-Tests bitten Forscher die Nutzer, auf der Nutzeroberfläche Tätigkeiten zu absolvieren. Die Tätigkeiten (oder Aufgaben) sind normalerweise in Form von Szenarien verfasst und sollten im Einklang mit den Zielen der Studie sein. Die Szenarien können vom Allgemeinen zum Spezifischen reichen und bestehen normalerweise aus zwei Arten:

Forschungsaufgaben: Diese ergebnisoffenen Aufgaben beantworten breitgefächerte, forschungsbezogene Ziele und können eine richtige Antwort haben oder nicht. Diese Aufgaben sollen herausfinden, wie Menschen Informationen entdecken oder erkunden und sie sind nicht für quantitative Tests geeignet.

Beispiel: Sie wollen einen Urlaub für Ihre Familie buchen. Schauen Sie, ob die Website etwas anbietet, das Ihren Erfordernissen entsprechen könnte.

Spezifische Aufgaben: Diese Aufgaben sind wesentlich fokussierter und haben normalerweise eine korrekte Antwort oder einen Schlusspunkt. Sie werden sowohl für qualitative als auch quantitative Tests angewandt.

Beispiel: Finden Sie die samstäglichen Öffnungszeiten der Öffentlichen Sunnyvale Bibliothek heraus.

Das Verfassen von stichhaltigen Aufgaben ist kritisch für die Durchführung einer fundierten Studie. Gute Aufgaben sind konkret und ohne Hinweise, die das Verhalten der Menschen beeinflussen könnten. Ungenaue Anweisungen können dazu führen, dass die Nutzer Bereiche evaluieren, die für diese Studie nicht unbedingt wichtig sind. Wenn es Hinweise gibt, wie z.B. dass die Aufgabe die gleichen Worte wie auf dem Bildschirm enthält, ist die Aktivität nicht länger eine Usability-Studie, sondern ein Wortsuchspiel.

6.    Führen Sie eine Pilotstudie durch

Nachdem Sie Ihre Aufgaben verfasst haben, sollten Sie eine Pilotstudie durchführen, um die Formulierung der Aufgaben zu verfeinern, die Anzahl der Aufgaben pro Sitzung und die Reihenfolge, in der sie vorgelegt werden, festzulegen. Pilotstudien können Ihnen auch helfen, Ihre Rekrutierungskriterien zu verbessern, um sicherzustellen, dass Sie mit den richtigen Teilnehmern testen. Es ist besser, Probleme frühzeitig zu entdecken als während einer Sitzung, wenn alle Augen auf Sie gerichtet sind.

Anmerkung: Pilotstudien sind insbesondere für unmoderierte Online-Studien wichtig, da Sie nicht anwesend sind, um Klärung herbeizuführen oder Korrekturen zu machen, wenn Studienteilnehmer die Anweisungen oder Aufgabenbeschreibungen missverstehen.

7.    Legen Sie Metriken fest

Das Hauptanliegen von qualitativen Usability-Studien ist, Einblicke in das Design zu erhalten und mit wenigen Nutzern sind Metriken eher nicht repräsentativ für Ihren gesamten Nutzerbestand. Daher hat das Messen der Nutzerfreundlichkeit normalerweise keine hohe Priorität. In einer quantitativen Studie oder in einer Studie, in der Sie gut definierte Aufgaben und eine recht hohe Anzahl an Nutzern haben, ist dieser Schritt allerdings wichtig. Gebräuchliche Metriken der Nutzerfreundlichkeit sind: Zeit bei der Aufgabe, Zufriedenheits-Skalen, Erfolgsquote und Fehlerquote.

Wenn Sie sich entscheiden, subjektive Messungen aufzunehmen (z.B. Einfachheit der Nutzung oder Fragen zur Zufriedenheit mit den Fragen, Zufriedenheit mit dem System), überlegen Sie, wann Sie die Fragebögen herausgeben: nach jeder Aufgabe, am Ende der Sitzung oder beides.

8.    Schreiben Sie einen Testplan

Sobald Sie sich darüber klar sind, wie Sie die Recherche durchführen wollen, dokumentieren Sie Ihr Vorgehen in einem Testplan und teilen Sie ihn. Dieses Dokument dient als Kommunikations-Tool zwischen den Team-Mitgliedern und als Aufzeichnung für zukünftige Studien. Das Dokument muss nicht überlang sein, sollte aber folgende Schlüsselinformationen enthalten:

  • Name des Produkts oder der Website, die getestet wird
  • Ziele der Studie
  • Logistik: Zeit, Daten, Ort und Format der Studie
  • Teilnehmerprofile
  • Aufgaben
  • Metriken, Fragebögen
  • Beschreibung des Systems (z.B. Handy, Desktop, Computereinstellungen)

Anmerkung der Übersetzung: die ISO 25062:2006 bietet ein Format für die Berichterstattung von Usability-Tests an. Wir halten uns seit Entstehung des CIF (CIF = Common Industry Format for Usability Test Reporting) daran. Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.iso.org/iso/catalogue_detail.htm?csnumber=43046 

9.    Ermuntern Sie Teammitglieder, die Sitzungen zu beobachten

Ein grosser Gewinn von Usability-Studien ist die Pflege von Zusammenarbeit und Mitarbeiterzustimmung. Nichts ist überzeugender als das Beobachten der Reaktion von Nutzern auf das Design des Interfaces. Wenn Interessenvertreter moderierten Testsitzungen beiwohnen, formt dies ein gemeinsames Verständnis und verringert den nötigen Zeitaufwand, um die Ergebnisse zu kommunizieren und zu dokumentieren. Teams verbringen weniger Zeit mit Annahmen treffen und diskutieren und mehr Zeit mit gestalten.

Die Durchführung der Studie in einem traditionellen Usability-Labor oder einem vereinfachten Usability-Labor ist ideal, aber wenn Ihre Teammitglieder an unterschiedlichen Orten arbeiten, binden Sie besser Betrachtungsmöglichkeiten aus der Ferne in Ihr Vorhaben mit ein.


© Deutsche Version. Institut für Software-Ergonomie und Usability AG. Alle Rechte vorbehalten.

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