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09.02.2003

Homepage: Ausnutzung des Bildschirmplatzes

Durchschnittlich haben die von uns geprüften Webseiten den wertvollen Bildschirmplatz gleichmässig zwischen Inhalt, Navigation, leeren Bereichen und Belegungen durch das System verteilt. Die für die Anwender interessanten Bereiche sollten aber mehr als die momentan zur Verfügung stehenden 39% ausmachen.

 

by Jakob Nielsen (deutsche Übersetzung) - 10.02.2003

 

Corporate Websites sind die wichtigste Immobilie der Welt. Der Platz auf einer grossen Firmenhomepage ist etwa 1300 mal wertvoller als der Boden im Geschäftsviertel von Tokyo. Sie fragen sich, wie diese wertvolle Immobilie aufgeteilt wird? Sehr ineffizient. Die meisten Pixel gehen nämlich ungenutzt verloren.

Eine Homepage hat eigentlich zwei Hauptziele: Dem Anwender Informationen zur Verfügung zu stellen und als Top-Level Navigation für die auf der Site aufgeführten Detailinformationen zu dienen. Diese beiden Ziele nahmen quer durch die 50 von uns geprüften Sites nur gerade 39% des Bildschirmplatzes ein.

Ein drittes wichtiges Ziel der Homepage ist, dem Anwender das Ziel der Website und deren Einbettung ins Internet bekannt zu geben. Websites erreichen dies durch die Platzierung eines Logos oder einer so genannten "Tagline". Auf einigen Beispielsites waren diese Elemente viel zu gross, aber im Durchschnitt wurden etwa 5% des Platzes fürs Begrüssen und das Einordnen des Anwenders verwendet. Doch auch wenn man diese Elemente mit einschliesst, wurden auf den Beispielsites weniger als die Hälfte des Bildschirmplatzes mit sinnvollen Pixel genutzt.

Verbrauchsabbildungen

Die nachfolgende Liste und das Kuchendiagramm zeigen die durchschnittlichen Pixel-Prozentanteile für jede Kategorie der 50 Homepages:

  • Betriebssystem und Browser: 19%
  • Navigation: 20%
  • für den Anwender interessanten Inhalt: 20%
  • Reklamen: 2%
  • Eigenwerbung (Werbung für eigenes Material): 9%
  • Willkommen, Logo, "Tagline" und andere Identifikationsmerkmale: 5%
  • Füllmenge (unbrauchbare Kunst, wie zum Beispiel "eine lächelnde Frau"): 5%
  • Unbenutzt: 20%

Verteilung des Platzes

Durchschnittliche Verteilung des Platzes

Wir führten so genannte "Usage Mappings" auf Screenshots von 800 x 768 Pixel durch. Diese Grösse stimmt zwar mit den meisten Monitorgrössen überein, behält aber das Browserfenster auf der Grösse der meist verbreiteten Webseitenbreite, anstatt auf der maximalen Bildschirmbreite.

Die Verwendung der oben erwähnten Hauptkategorien war eine sehr aufschlussreiche Übung. Sie können es auch selbst machen: Nehmen Sie einen Screenshot ihrer Homepage und legen Sie halb-transparente farbige Kästchen auf jedes Designelement. Verwenden Sie dabei eine Farbkodierung für jede wichtige Bildschirmkategorie. Sie werden häufig erschreckend kleine grüne (nützlicher Inhalt) oder orange (Navigation) Bereiche auffinden.

Das oben abgebildete Kreisdiagramm stellt eine durchschnittliche Homepage dar, aber eine solche gibt es selbstverständlich nicht. Reklamen zum Beispiel können auf einer Seite zwischen 0 bis 10% einnehmen; auch andere Kategorien können drastisch von einer Site zur anderen variieren.

Fünf verschiedene Arten von Bildschirmelementen

Das Kuchendiagramm zeigt eine überraschend ausgeglichene Verteilung zwischen fünf Arten von Bildschirmelementen von denen jedes ungefähr einen fünftel des Bildschirms belegt:

  • Zwei sind für den Anwender äusserst interessant: Navigation und Inhalt
  • Zwei beinhalten Kleinigkeiten, welche Anwender für gewöhnlich ignorieren: alle Arten von Werbung, Site Identifikationen, füllende Cliparts und auch Pixel, die buchstäblich unbenutzt sind. (Bitte beachten Sie, dass die Definition von "ungenutztem" Platz in diesem Fall nicht die Pixel für weisse Flächen oder Separatoren beinhaltet, die innerhalb oder neben einer Kategorie aufgeführt wurden. Mit "ungenutzter Fläche" meine ich Bereiche des Bildschirms, die einfach leer waren, oftmals durch fest fixierte Layouts)
  • Schliesslich ist es auch überraschend, wie viel Platz für den Browser, die Scrollbars und anderen Systemüberschuss verwendet wird. Der typische Website-Designer kann an der zur Verfügung stehenden Anzahl Pixel nichts ändern, ausser vielleicht sich an Bill Gates zu wenden mit der Bitte in Zukunft die Toolbars einfacher zu gestalten.

Empfohlene Platzverteilung

Es ist unmöglich, für jedes einzelne Bildschirmelement eine Empfehlung abzugeben. Die klassische kooperative Website zum Beispiel mischt den Inhalt und die Navigation und hebt die letztere hervor. Zeitungs- und Zeitschriftenhomepages andererseits benötigen normalerweise eine Menge Platz für den Inhalt, während Portale oftmals viel mehr Raum für die Navigation benötigen.

In den meisten Fällen sollte der Inhalt und die Navigationen den Löwenanteil des zur Verfügung stehenden Platzes füllen. Es ist eigentlich eine Schande, dass sie nur ca. 39% der zur Verfügung stehenden wertvollen Pixel einnehmen. Die Site Identifikation und das Begrüssen sind sicher nicht nutzlos, sollten aber auf ein Minimum reduziert werden - es reich aus, den Anwender darüber zu informieren, wo er sich gerade befindet und klar zu stellen, welches Ziel die Website hat. Der vertiefte Zweck ist meist am besten durch die Navigation und den Inhalt abgedeckt, aber eine gut ausgewählte "Tagline" kann dem Anwender die Deutung der Elemente erleichtern.

Obwohl ich Ihnen nicht genau sagen kann, wie viele Pixel für welchen Bereich verwendet werden sollten, möchte ich Sie dazu anregen, die Platzverteilung Ihrer Homepage zu überprüfen. Wenn Sie irgendwo nahe beim Durchschnitt liegen, dann ist es kein gutes Zeichen.

Mehr darüber

Mein Buch "Homepage Usability: 50 enttarnte Websites" beinhalten die Screenshots der 50 Homepages, welche wir für diese Analyse benutzten. Das Buch zeigt auch die "Usage Mappings" mit den farbigen Klarsichtabdeckungen, die zeigen, welche Bereiche der Seiten für welchen Zweck genutzt worden sind.

 

© Deutsche Version von Jakob Nielsens Alertbox. Institut für Software-Ergonomie und Usability AG. Alle Rechte vorbehalten.

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