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13.07.2003

PDF: zum Konsumieren ungeeignet

Anwender verlieren sich in PDF-Dateien, welche für gewöhnlich grosse lineare Textpassagen, die zum Drucken optimiert worden sind, beinhalten, die aber online nicht angenehm zu lesen und zudem schlecht zu steuern sind. PDF ist zum Drucken geeignet, mehr aber auch nicht. Nutzen Sie es nicht für Online-Präsentationen.

 

by Jakob Nielsen (deutsche Übersetzung) - 14.07.2003

 

PDF ist für eine Sache und nur für diese eine Sache grossartig: Dokumente auszudrucken. Papier ist dem Computer-Bildschirm in vielerlei Hinsicht überlegen und Anwender bevorzugen es oft Dokumente auszudrucken, die zu lang sind, um sie leicht online lesen zu können.

Für's Online-Lesen ist PDF jedoch das Monster von der schwarzen Lagune. Es umklammert die Leute mit seinen feuchten Händen durch einen grausamen Griff, der nicht mehr loslässt.

PDF Usability-Verbrechen

Die Usability-Probleme, welche die PDF-Dateien auf Websites oder Intranets verursachen sind vielfach:

  • Lineare Darstellung. PDF-Dateien werden für gewöhnlich aus Dokumenten umgewandelt, die zum Ausdrucken bestimmen waren, so dass die Autoren den Richtlinien für das Schreiben im Web nicht gefolgt sind. Das Ergebnis? Ein langer Text, der sich über mehrere Bildschirmseiten verteilt und der langweilig und schwierig zu lesen ist.
  • Schlechte Anwendererfahrung. PDF lebt in seiner eigenen Umgebung mit unterschiedlichen Befehlen und Menüpunkten. Sogar einfache Dinge, wie das Drucken oder Speichern von Dokumenten sind schwierig, weil standardisierte Browserbefehle nicht funktionieren.
  • Programmabstürze und Software-Probleme. Auch wenn es nicht mehr so arg ist wie in der Vergangenheit, Sie können - wenn Sie anstatt mit einer HTML-Seite mit einer PDF-Datei arbeiten - den Browser oder den Rechner des Anwenders immer noch öfters zum Absturz bringen.
  • Der Fluss wird unterbrochen. Sie müssen auf den Aufbau eines speziellen Interpreters warten, bevor Sie den Inhalt sehen können. Zudem brauchen PDF-Dateien oftmals längere Downloadzeiten, weil sie meistens aufgeblasener sind als einfache HTML-Sites.
  • Verwaiste Position. Weil die PDF-Datei keine Website ist, zeigt sie keine gewohnte Standard-Navigationsleiste an. Für gewöhnlich können Anwender deshalb keinen einfachen Weg finden, um zur Homepage zurück zu kehren.
  • Inhalt der Texte. Die meisten PDF-Dateien sind enorm grosse inhaltsbezogene Textklumpen ohne innere Steuerungsmöglichkeiten. Sie weisen nebst einer extrem primitiven Funktion durch Eingabe eines Wortes auf eine bestimmte Textstelle zu springen, auch keine anständige Suchfunktion auf. Wenn die Antwort für den Anwender auf Seite 75 liegt, ist die Wahrscheinlichkeit gleich Null, dass er oder sie die bestimmte Stelle finden wird.
  • Der Text passt auf eine gedruckte Seite, nicht für einen Computer-Bildschirm. Das Layout einer PDF-Datei ist oft für ein Blatt Papier optimiert worden, welches selten der Grösse eines Browserfensters des Anwenders entspricht. Bye-Bye einfaches Scrollen. Hallo kleine Schrift.

Anwender verabscheuen PDF

In einigen kürzlich durchgeführten Usability-Studien haben sich Anwender sehr über PDF-Dateien beklagt.

Die folgenden Zitate stammen von Investoren, welche die speziellen Investoren- Bereiche auf verschiedenen Unternehmenswebsites getestet haben:

"Es geht mir auf die Nerven, wenn ich jede PDF-Datei herunterladen muss. Es ist wirklich nervig. Es dauert lange, ehe es sich aufgebaut hat. Es ist schwierig innerhalb der PDF-Datei zu suchen. Ich kann besser mit HTML umgehen ... . Das ist alles PDF anstatt eines Diagramms. Mein Traum wäre es, zu einer Site zu kommen und dort ein Balkendiagramm vorzufinden, welches die Verkäufe der letzten zehn Jahre anzeigt. "

"Ich verabscheue den Acrobat Reader von Adobe. Ich kann keinen Abschnitt herauskopieren oder mich zu einem bestimmten Wort bewegen. Es könnten sich Grafiken in der Datei befinden, die ich nicht wollen würde. Ich bevorzuge HTML-Dokumente, damit man editieren kann."

Die folgenden Zitate stammen von Journalisten, die die PR-Area auf einer Unternehmenswebsite getestet haben:

"PDF-Dateien sind nicht so wie Websites. Es ist nicht die Schnelligkeit. Es ist so, als ob man etwas Starres hat, anstatt etwas Flüssiges."

"Was wir haben, ist eine Site voller PDF-Dokumente, was toll ist, wenn man sie ausdruckt, aber auf dem Bildschirm sind sie schwer zu lesen. Die Schrift ist zu klein."

"Ich bin etwas frustriert von Acrobat Reader ... . Sie haben aus jeder Site eine Datei gemacht. Was passiert, wenn man scrolled ist, dass man anfängt zu springen, was nicht wirklich nützlich ist."

Dieses Zitat stammt von einem Angestellten, der das Intranet getestet hat:

"Es würde helfen, wenn die erste Site ein Index wäre und man auf ihr scrollen könnte. Das muss das sein, was der seitliche Teil der PDF darstellen soll. Aber wer bin ich, um dies zu sagen?"

Wie das letzte Zitat zeigt, helfen PDF-Dateien auch wenn sie über eine Navigationshilfe verfügen für gewöhnlich nicht, weil sie nicht standardisiert sind und auf einer Papiermetapher basieren anstatt auf Hypertextnavigation.

Wir hatten ähnliche Reaktionen von Anwendern in vielen anderen Studien, inklusive Tests auf B2B-Websites, wo Anwender sich beschwert haben, wenn Produktspezifikationen oder Erfolgsgeschichten von Konsumenten in PDF-Format erschienen sind, anstatt Websites zu nutzen. Hier ist ein Zitat eines Kunden, der Abschnitte auf der Site gemieden hat, die eine PDF-Datei waren:

"Es sieht so aus, als ob ich zu einer PDF-Datei gehen müsste, etwas, das ich wirklich fürchte."

 

© Deutsche Version von Jakob Nielsens Alertbox. Institut für Software-Ergonomie und Usability AG. Alle Rechte vorbehalten.

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