• Facebook
  • Google+
  • Twitter
  • XING
01.10.2007

Bla-bla-Texte: drin lassen, kürzen oder weglassen?

Ein Einleitungstext auf der Webseite ist meistens zu lang, und die Nutzer überspringen ihn. Doch kurze Intros können die Usability steigern, indem sie erklären, welchen Zweck der übrige Inhalt hat.

 

by Jakob Nielsen (deutsche Übersetzung) - 01.10.2007

 

Den Einleitungsabsatz am Anfang vieler Webseiten nenne ich Bla-bla-Text: ein Block von Wörtern, den die Nutzer normalerweise überspringen, wenn sie auf die Seite kommen. Stattdessen springen ihre Augen meist direkt zu relevanteren Stellen wie Produkteigenschaften, Auflistungen oder Hypertext-Links.

Die schlimmste Sorte von Bla-bla hat überhaupt keine Funktion, sie dient nur als Füllmaterial - Plattitüden wie: "Herzlich Willkommen auf unserer Website! Wir hoffen, dass Sie unser neues und verbessertes Design hilfreich finden werden."

Schmeissen Sie den Willkommenskram raus und kommen Sie zur Sache!

Die Leute lesen auf Webseiten sehr wenig. Verschwenden Sie keinen Textplatz für allgemeines Wohlfühlzeug. Es bewirkt ohnehin nicht, dass sich Ihre Kunden wohl fühlen. Die wollen nur eines: dass ihre Probleme gelöst werden, damit sie Ihre Website so schnell wie möglich wieder verlassen können.

Mea culpa

Es ist leicht, den Online-Autoren zu sagen, dass sie den Quatsch wegkürzen sollen. Es ist schwerer, das wirklich zu tun. Jedes Mal, wenn ein neuer Inhaltslieferant in Ihr Team kommt, müssen Sie ihn permanent auf die speziellen Richtlinien fürs Web-Texten eichen. Die Richtlinien sehen aus wie Selbstverständlichkeiten, aber man braucht eine Menge Erfahrung, um eine gute Wortwahl hinzubekommen.

Das ist einer der Gründe, wieso wir an unseren Konferenzen Kurse für Content-Usability anbieten. Obwohl ich ständig die Wichtigkeit der Text-Richtlinien betone, falle ich gelegentlich selbst in dieses aufgeblasene Bla-bla hinein. Es ist zehn Jahre und zahlreiche Lektionen her, dass ich 1997 diese Richtlinien entwickelt habe, aber immer noch mache ich Fehler bei der Content-Usability. Das mag zeigen, wie schwierig die Sache ist, und warum Sie kontinuierlich Ihre Texte auf Usability hin überprüfen müssen.

Wozu überhaupt Einleitungstexte?

Einleitende Absätze gnadenlos zu kürzen, mag ein guter Rat sein, aber warum wirft man sie nicht einfach komplett hinaus? Ist es nicht ein irreführender Ansatz, bloss die Anzahl der Wörter zu beschneiden?

Einleitungstexte haben den Sinn, den Kontext der Inhalte zu definieren und so die Frage zu beantworten: Worum geht es auf der Seite? Ein Introtext erfüllt für die Einzelseite den gleichen Zweck wie die Startseite für die gesamte Website und wie die Titelzeile für die Startseite selbst. Bei allen drei Szenarios möchten die Leute vor dem Eintauchen wissen, wo sie hineingeraten werden.

Natürlich gibt es viele Fälle, in denen die Nutzer sofort ins tiefe Wasser eintauchen, ohne Nutzen aus einem Intro zu ziehen:

  • Besucher von Suchmaschinen oder anderen Websites folgen tiefen Links und landen mit dem Fallschirm direkt auf einer inneren Seite, die Startseite links liegen lassend. Doch oft werden sie im nächsten oder übernächsten Schritt die Startseite besuchen, wenn sie wissen wollen, was die Website sonst noch zu bieten hat.
  • Wenn die Leute auf einer spezifischen Seite ankommen, überspringen sie oft auch dann das Bla-bla, wenn es lobenswert prägnant geschrieben ist. Aber sobald sie unsicher werden und mehr darüber wissen wollen, was die Seite bedeuten soll, kehren sie normalerweise zum Anfang der Seite zurück und überfliegen das Intro oder die Titelzeile. Wenn das Intro kurz und leicht überfliegbar ist, profitieren sie von seiner Überblicksperspektive.

Eine kurze Einleitung kann den Nutzern helfen, den Rest der Seite besser zu verstehen. Auch wenn sie ihn zunächst überspringen, kehren sie vielleicht später dorthin zurück, wenn sie nicht beängstigend lang und dicht aussieht. Wenn Sie ihn kurz halten, kann ein bisschen Bla-bla durchaus funktionieren. Reinigen Sie also Ihren ersten Entwurf von Marketing-Kauderwelsch und konzentrieren Sie sich darauf, zwei Fragen zu beantworten:

  1. Was? (Was wird der Nutzer auf der Seite finden - d. h., worin besteht ihre Funktion?)
  2. Warum? (Warum sollte ihn das interessieren - d.h., was hat er davon?

 

© Deutsche Version von Jakob Nielsens Alertbox. Institut für Software-Ergonomie und Usability AG. Alle Rechte vorbehalten.

Kommentare auf diesen Beitrag

    Keine Kommentare

Kommentar hinzufügen

Die mit * gekenzeichneten Felder sind zwingend auszufüllen