Die Computerbildschirme werden grösser
Vernünftig grosse Monitore sind endlich zur am weitesten verbreiteten Klasse von Arbeitsplatz-Bildschirmen geworden und haben die Bildschirmauflösung 1024 × 768 abgelöst, auf die das Webdesign lange Zeit abzielte.
by Jakob Nielsen (deutsche Übersetzung) - 14.05.2012
1024 × 768 war seit 2004 die führende Monitorgrösse und ist erst kürzlich von der ein wenig grösseren Auflösung 1366 × 768 abgelöst worden, wie StatCounter meldet (engl.).
Der Wechsel von 1024 × 768 zu grösseren Bildschirmen geschah in Wirklichkeit bereits 2009, aber zunächst gab es so viele verschiedene grössere Auflösungen, darunter viele Breitband-Monitore, so dass 1024 × 768 seine Position als populärste Einzelgrösse bis dieses Jahr halten konnte.
Das folgende Diagramm zeigt die Entwicklung der Computerbildschirm-Formate von 1999-2012 im Durchschnitt der vielen Quellen, die ich für jedes Jahr finden konnte. (Die Bildung von durchschnitten reduziert den Einfluss schlechter Daten in einzelnen Statistiken.) Es gilt für Arbeitsplatz-Computer und Laptops, jedoch nicht für mobile Geräte.
Bildschirmgrösse: klein (800 × 600 oder weniger); mittel (1024 × 768 oder 1152 × 864); gross (1280-1600 breit); riesig (1920+ breit).
Die Implikationen von grösseren Monitoren
Das Diagramm stellt einige Dinge klar:
- Die Änderung der Bildschirmformate geschieht sehr langsam. Wenn die Leute einen Monitor besitzen, erneuern sie ihn jahrelang nicht, auch wenn sie sich zwischendurch einen neuen PC kaufen. Das gilt besonders für Firmen und Organisationen, trotz der Produktivitätsgewinne, die es mit sich bringt, wenn man allen hoch bezahlten Mitarbeitern einen 30-Zoll-Monitor gibt (oder auch noch grösser, wo möglich).
- Kleine Bildschirme sind inzwischen so selten bei Arbeitsplatzrechnern, dass wir bei der Gestaltung nicht mehr auf sie Rücksicht nehmen müssen. Aber dafür sind die noch kleineren mobilen Bildschirme so populär geworden, dass wir dennoch über kleine Bildschirme nachdenken müssen.
- Grosse Bildschirme sind jetzt die am weitesten verbreitete Klasse bei Arbeitsplatz-Monitoren (mit 1280-1600 Pixel Breite). Ich nenne diese Bildschirme nur im Vergleich zu jenen, die es früher gab, "gross"; in Wirklichkeit ist selbst das oben als "riesig" bezeichnete Format immer noch zu klein für eine maximale Produktivität von Wissensarbeitern.
- Bei Usability-Studien befolgen wir die Grundregel, jeweils auf der Ausrüstung zu testen, die von den meisten Kunden verwendet wird. Folglich sollten Sie heutzutage die meisten Ihrer Studien auf "grossen" Monitoren laufen lassen. Ausserdem sollten Sie ein paar Sitzungen mit "mittleren" und "riesigen" Monitoren durchführen, um sicher zu gehen, dass Ihr Design auch für Leute mit anderen Bildschirmformaten nutzbar ist.
- Beim Webdesign habe ich immer von Eingefrorenendesigns abgeraten und stattdessen empfohlen, dass sich Ihr Design in der Grösse an eine Reihe von Bildschirmauflösungen anpassen kann (besonders seit die wirklich wichtige Zahl die Auflösung der Browser-Innenfläche ist, die - vor allem auf riesigen Monitoren - oft kleiner ist als der volle Bildschirm).
- Dennoch müssen Sie etwas als den besten Fall anpeilen, in dem das Design am besten aussieht (auch wenn es auf grösseren und kleineren Bildschirmen immer noch funktioniert). Seit 2010 ist der grosse Bildschirm die allgemeine Zielgrösse fürs Design. In den nächsten Jahren wird es am sichersten sein, auf Bildschirme im unteren Bereich der "grossen" Kategorie abzuzielen.
Die alte Empfehlung lautete, die Website so zu gestalten, dass sie bei 1024 × 768 am besten aussieht. Die neue Richtlinie empfiehlt, für Breitwand-Monitore mit rund 1440 Pixel Breite zu optimieren.
Sowohl die alte als auch die neue Richtlinie sind mit einem wichtigen "Aber" behaftet: - Aber stellen Sie sicher, dass das Design genauso gut mit verschiedenen Formaten oberhalb und unterhalb des Zielformats funktioniert. Der Ausdruck "optimiert für" darf also definitiv nicht verstanden werden als "nur geeignet für".
Grosse Breitband-Monitore unterstützen
Für die nächsten zehn Jahre kann man sicher davon ausgehen, dass die Trends der Jahre 1999-2012 sich fortsetzen werden:
- der Anteil verschiedener kleinerer Monitorgrössen an den installierten Ausrüstungen wird schrittweise abnehmen - langsam, aber sicher.
- Die Bildschirme, die in meinem Diagramm oben als "gross" bezeichnet werden, werden bald anfangen zurückzufallen.
- Die Bildschirme, die ich "riesig" genannt habe, werden zum Überholen ansetzen.
- Es werden auch noch grössere Formate auftauchen ("Super-Riesen").
Ein weiterer Trend ist im Diagramm nicht zu sehen: der Wechsel von beinahe quadratischen Bildschirmen (mit einem Seitenverhältnis von 4:3) zu Breitband-Anzeigen, die oft das 16:9-Seitenverhältnis des HDTV aufweisen.
Bildschirme mit grosser Breite und geringerer Höhe sind gut an das natürliche Blickfeld des Menschen angepasst. Allerdings passen sie nicht gut zu der Art, in der wir zur Zeit Webseiten gestalten: Die meisten Web-Layouts sind relativ schmal und sehr lang.
Die Designer sollten mit Experimenten beginnen, um Wege zu finden, den horizontalen Raum auf dem Bildschirm auszunutzen und Webseiten zu entwerfen, die die Usability für Leute mit grossen Monitoren und Breitband-Monitoren steigern. (Ausserdem sollten Sie Methoden wie flexibles Design [responsive Design] verwenden, um weiterhin jene kleineren Bildschirme zu unterstützen, die uns bis zum Ende des Jahrzehnts begleiten werden.)
© Deutsche Version von Jakob Nielsens Alertbox. Institut für Software-Ergonomie und Usability AG. Alle Rechte vorbehalten.
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