Die Farbe von Linklisten in Intranets
Linklisten mit Links sind ein Fall, der genau zwischen Menüpunkten und Textlinks liegt. Aufgelistete Links in Blau oder in der Hauptlinkfarbe der Website anzuzeigen ist das empfohlene Design - und das, welches die meisten Intranets befolgen.
by Jakob Nielsen (deutsche Übersetzung) - 13.05.2008
Ein Leser hat mir die folgende Frage geschickt:
Ich habe eine Frage, die für einige Diskussionen bei uns in der Firma gesorgt hat. Es geht um die Farbe und die Gestaltung von Links auf unseren Seiten und darum, was akzeptabel, was die beste Praxis oder was die offizielle Methode ist.
- Wo ein Link innerhalb eines Textblocks auftaucht, oder wo es sich um den Titel eines Nachrichtenartikels handelt, erscheint der Link in Blau - und sticht somit als eindeutiger Link hervor.
- Wir haben aber auch WebParts auf unserer Website in Form von Linklisten. Diese sind deutlich mit "Nützliche Links" betitelt - und die dort aufgeführten Links sind schwarz.
Das halbe Team sagt, dass alle Links auf einer Seite blau und unterstrichen sein sollten, manche sagen nur blau, und wiederum andere meinen, dass so lange sie alle in einer offensichtlich gekennzeichneten Linkliste stehen, schwarz genau richtig sei!!
Ich habe einmal auf grossen Internetseiten wie BBC, Sky usw. nachgesehen, und es scheint keine Einheitlichkeit zu geben. Gibt es Richtlinien für die Gestaltung von Links, vor allem von solchen in Listen?
Webdesign oder Intranet-Design
Bestehende Richtlinien sagen uns bereits, wie wir normale Links darstellen sollten; diese Richtlinien sagen auch, dass Linklisten gut funktionieren, auch wenn die Links nicht unterstrichen sind. Aber wie sieht es mit der Farbe von Links in Listen aus?
Als Usability-Spezialist könnte meine erste Antwort natürlich sein: Nur zu, testen Sie dieses Design mit Ihren eigenen Nutzern. Das Design, das die beste Usability bietet, ist immer situationsbedingt und wird von zwei Faktoren bestimmt: Ihren Nutzern und deren Aufgaben.
Wenn man diese zwei beiden Faktoren im Zusammenhang miteinander vergleicht, zeigt sich, warum es oft eine schlechte Idee ist, sich grössere Websites anzuschauen, um sein eigenes Intranetdesign festzulegen.
Erstens sind die Nutzer sehr verschieden:
- Im öffentlichen Web ist jeder ein Nutzer, der gerade zufällig hereinschaut. Dies trifft vor allem für die grössten und bekanntesten Websites zu, die die breite Masse der Konsumenten ansprechen müssen, um ihre Traffic-Ziele zu erreichen. In der Tat ist diese Ausrichtung auf die Allgemeinheit ein Grund dafür, dass es eigene Usability-Richtlinien für B-to-B-Websites gibt, die auf eine viel kleinere Gruppe von geschäftlichen Experten abzielen.
- In Ihrem Intranet sind Ihre Mitarbeiter die Nutzer, eine sorgfältig geprüfte Gruppe von Leuten, die mehr über Ihren Betrieb wissen als die Allgemeinheit, und denen Ihre Firma wichtig ist (weil sie dort arbeiten). Unsere Tests zeigen jedoch, dass es ein Fehler ist zu glauben, dass die Mitarbeiter alles über ihr Gewerbe oder ihre Firma wissen. Intranet-Designs misslingen oft, wenn sie zu viel Wissen voraussetzen. Dennoch gibt es einen grossen Unterschied zwischen Mitarbeitern und Gelegenheitssurfern, die eine Website von Suchmaschinen aus betreten und meist innerhalb von zwei Minuten auch wieder verlassen.
Zweitens sind die Aufgaben sind sehr verschieden:
- Im öffentlichen Web vergleichen potenzielle Kunden Ihre Firma mit anderen, die sie auf der gleichen Suchergebnisseite gefunden haben, um zu entscheiden, wo sie Geschäfte machen wollen (bzw. bei B-to-B-Websites, die nicht auf den Online-Verkauf abzielen: wen sie für weitere Informationen kontaktieren wollen).
- In Intranets erledigen die Mitarbeiter ihre Arbeit, indem sie betriebsnotwendige Anwendungen nutzen oder sich nach bestimmten Firmen-internen Regeln erkundigen (zum Beispiel die Seiten der Personalabteilung mit Regeln zum Mutterschaftsurlaub), oder aber Informationen nutzen, die wichtig für ihr aktuelles Projekt sind (z. B. die Bestellungshistorie eines Kunden).
Der Unterschied zwischen einem hergelaufenen Deppen im Web und hoch bezahlten Geschäftsexperten in Ihrem Intranet ist ein Grund dafür, dass Community-Funktionen oft innerhalb eines Firmensystems besser funktionieren als auf Websites.
Da Nutzer und Aufgaben so verschieden sind, ist es besser, Sie testen Ihr Intranet, als dass Sie sich ein Beispiel an selbst den grössten und bekanntesten öffentlichen Websites nehmen.
Vorhandene Intranet-Richtlinien
Ich verstehe, dass die Leser es nicht mögen, wenn ich empfehle, dass sie ihre eigenen Designs testen; die Leute wollen lieber direkt hören, was richtig ist. Lasst uns also so viel wie möglich aus der bestehenden Forschung ableiten.
Da haben wir zunächst das Datenmaterial aus Tests mit 27 Firmen-Intranets. Einer der resultierenden Berichte enthält die Usability-Richtlinien für Intranet-Navigationen. Wie Richtlinie Nr. 42 verdeutlicht, ist es wichtig, einen starken visuellen Hinweis darauf zu geben, was die Nutzer anklicken können. Der Bericht zeigt viele Screenshots von Intranet-Designs, bei denen die Mitarbeiter einige Funktionselemente übersehen haben, weil diese gegen die Richtlinie verstossen haben und nicht klickbar aussahen.
Nach erstem Eintauchens in dieses Datenmaterial bin ich versucht, die Farbe Blau für Linklisten zu empfehlen. Da aber keine Richtlinie das genau sagt, wollen wir genauer hinsehen. Die Richtlinie sagt lediglich, dass Klickbarkeit bemerkbar sein sollte, und eine Überschrift könnte ja auch ausreichen, um dies sicher zu stellen.
Für mehr Einzelheiten sehen wir uns doch einmal unsere Studie zur Intranet-Informationsarchitektur an, die detaillierte Screenshots von 56 Intranet-Navigationsdesigns enthält. Das folgende Kreisdiagramm zeigt, in welcher Farbe die 56 Intranets ihre Linklisten gestalteten:
Nur 7% der Intranets zeigen Listen mit Links ohne jegliche visuelle Veränderung der Links an sich. Ein paar Intranets verwenden zurückhaltende Veränderungen - entweder schwarz unterstrichener Text oder eine Linkfarbe, die sich nur minimal von der des Textkörpers unterscheidet. Mehr als 75% der Intranets verwenden eine einheitliche Linkfarbe (zumeist blau), ob die Links nun innerhalb einer Zeile vorkommen oder aber Teil einer ausgewiesenen Liste sind.
Diese Analyse ist ein starkes Argument dafür, eine deutliche Farbe für Links in Listen zu verwenden.
(Obendrein kann ich hinzufügen, dass die meisten Intranets die Menüpunkte in ihren Navigationsleisten nicht farbig gestaltet oder unterstrichen haben. Das ist auch gut so; eine Navigationsleiste ist eindeutig ein klick- und ausführbarer Bereich wenn sie konventionell entworfen ist - zum Beispiel als ein feststehender vertikaler Streifen an der linken Seite mit sich abhebender Hintergrundfarbe.)
Design-Analyse
Zum Abschluss kommen wir noch einmal auf unseren Fragesteller und einen Screenshot aus seinem Intranet zurück:
Es stellt sich die Frage, ob die Elemente unter "Links for You" genügend wie Links aussehen. Entsprechend unserer Richtlinie aus Nutzertests ist ein solches Unterscheidungsmerkmal unbedingt notwendig. Ferner sagen unsere Statistiken, dass solche Links zumeist Farbe brauchen.
Hier reichen das Wort "Links" in der Überschrift und das kleine Dreieck vor jedem Link wahrscheinlich aus, um den Nutzern zu signalisieren, dass diese Begriffe Links sind, sofern sich die Nutzer die Liste näher anschauen.
Damit sage ich aber noch lange nicht, dass Schwarz die optimale Farbe sei. Die Nutzer lesen nicht jedes Element auf einer Seite sorgfältig. Sollten die Nutzer z.B. über "My Alerts" nachdenken, würden sie wahrscheinlich schlussfolgern, dass das Element klickbar ist. Aber Leute, die sich auf der Suche nach den klickbaren Bereichen schnell und kurz auf einer Seite umsehen, könnten diese Liste von Links leicht übersehen.
Sofern Sie eine kontrastreiche Linkfarbe mit guter Lesbarkeit wählen, wird das Verwenden von farbigen Links die gesamte Usability verbessern, auch dann, wenn die Links in einer ausgewiesenen Linkliste stehen.
© Deutsche Version von Jakob Nielsens Alertbox. Institut für Software-Ergonomie und Usability AG. Alle Rechte vorbehalten.
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