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07.05.2012

Gehaltstrends für Usability-Fachleute

In den letzten Jahren sind die Einstiegsgehälter gesunken, während sich das Gehalt für erfahrenes Usability-Personal gefestigt hat.

 

by Jakob Nielsen (deutsche Übersetzung) - 08.05.2012

 

Das Gehalt für Usability-Profis scheint sich im Anschluss an den rasanten Ritt der Dot-Com-Blase um das Jahr 2000 stabilisiert zu haben. Seit 1998 sind viele Gehaltsuntersuchungen unternommen worden, aber das wahre Bild tritt erst in Erscheinung, wenn man die Ergebnisse vereinheitlicht und die Daten studienübergreifend auswertet.

Die folgende Grafik zeigt das durchschnittliche Jahresgehalt für zwei verschiedene Typen von Usability-Fachleuten in den USA:

  • Eine Person mit fünf Jahren Arbeitserfahrung als Usability-Profi
  • Eine Person mit Einsteigerstatus, die im Wesentlichen keine Branchen-Erfahrung hat

durchschnittliche Jahresgehalt von Usability-Fachleuten

(Jahresgehalt inflationskorrigiert auf Dollar 2006) Durchschnittsgehälter für Usability-Profis zwischen 1998 und 2005, inflationskorrigiert (alle Beträge entsprechen US-Dollar von 2006).

Diese Kurven stellen nicht die Rohzahlen der einzelnen Studien dar. Für jeden Fall habe ich die Originaldaten genommen und mit mathematischen Modellen von Gehalts-Studien bearbeitet, um einige der methodischen Ungenauigkeiten zu beseitigen. Trotz dieser Bemühungen sind meine beiden Kurven nur Annäherungskurven. Es ist z.B. definitiv nicht der Fall, dass erfahrenes Personal im Jahr 2004 eine höhere Arbeitsvergütung hatte als in den Jahren 2003 und 2005. Der Berg in der roten Kurve ist ein Artefakt der Studien, der durch meine Berechnungen nicht behoben werden konnte.

Generelle Trends

Anstatt sich auf einzelne Datenpunkte zu fixieren, ist es besser, die groben Trends der Grafik zu betrachten. Mehrere Schlussfolgerungen sind klar ersichtlich:

  • Einsteiger wurden während der Blase unrealistisch hoch bezahlt, als Dot-Com-Firmen so verzweifelt waren, dass sie jeden Zweibeiner eingestellt haben, der über ihre Türschwelle kam.
  • Erfahrenes Personal wurde während der Blase ebenfalls höher bezahlt, aber ihre Gehälter sind in den folgenden Jahren weniger stark gesunken.
  • Resultierend aus den unterschiedlichen Trends für Einsteiger und Profis ist die Prämie für Erfahrung in den letzen Jahren gestiegen: Zurzeit sind es etwa $ 5000 pro Jahr Berufserfahrung, im Vergleich zu etwa $ 3000 im Jahr 2001.

Durchschnittlich liegt das Einstiegsgehalt momentan bei etwa $ 55.000 und Usability-Personal mit fünf Jahren Berufserfahrung verdient etwa $ 80.000. (Die Gehälter liegen ausserhalb der USA tiefer).

Der Wert der Erfahrung

Der Unterschied zwischen neuem und erfahrenem Personal sollte sogar noch grösser sein. Im Usability-Bereich sind die Fähigkeiten stark von Erfahrungen abhängig. Universitätskurse lehren kaum die Details, wie man eine Usability-Studie richtig durchführt. Folglich brauchen Einsteiger normalerweise eine intensive Einarbeitung, bevor sie in praktischen Projekten einen guten Job machen können.

Erfahrung steigert ebenso stark die Fähigkeiten einer Person, auf Fehler im Design zu schliessen, indem sie Nutzerverhalten beobachtet. Das Nutzerverhalten ist über die Jahre hinweg bemerkenswert gleich bleibend. Je mehr Nutzer man beobachtet hat, umso genauer kann man urteilen und Vorhersagen über zukünftiges Nutzerverhalten machen. All diese Faktoren rechtfertigen eine substanzielle Prämie für Berufserfahrung.

Der neueste Trend, der für den Druck auf Einstiegsgehälter verantwortlich ist, ist das Aufkommen von zweitrangigen Usability-Firmen, die mit weniger qualifiziertem Personal aus Niedriglohn-Ländern Kunden abwerben. Solche Dienstleister können Einsteiger viel leichter verdrängen als erfahrene Profis.

Die Erfahrungs-Prämie von 5000 $ pro Jahr bezieht sich auf die ersten Karrierejahre eines Usability-Profis. Später sackt die Prämie ab auf 2500 $ pro Jahr. Das ist verständlich, da die grössten Leistungszuwächse in den frühen Jahren erfolgen, wenn man den frisch gebackenen Usability-Spezialisten die schlechten Angewohnheiten aus der Universität austreibt und sie lernen, wie man in der Branche wirklich arbeitet.

Über die siebenjährige Periode von 1998 bis 2005 betrachtet, sind Usability-Gehälter erstaunlich stabil geblieben. Wenn wir den Ausreisser infolge des Dot.Com-Blase ausser Acht lassen, zeigt sich ein langfristiger Trend in Richtung niedrigerer Einstiegsgehälter. Dieser Unterschied ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass jetzt immer mehr Universitäten Neugraduierte auf den Markt werfen, die bereits einige Usability-Fähigkeiten besitzen. Noch immer ist es schwierig, qualitativ hochstehende Usability-Fachleute zu gewinnen, aber immerhin gibt es mittlerweile mehr davon.

 

© Deutsche Version von Jakob Nielsens Alertbox. Institut für Software-Ergonomie und Usability AG. Alle Rechte vorbehalten.

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