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07.02.2016

Usability-Tests für Icons

Um sicherzustellen, dass Menschen die Bedeutung und den Zweck von Icons verstehen, sollten Sie in verschiedenen Phasen des Produktentwicklungszyklus mehrere Arten von Tests durchführen.

© Anna Frajtova

 

by Aurora Bedford (deutsche Übersetzung) - 07. Februar 2016

Designer verlassen sich häufig auf Icons, um Platz zu sparen und ein schnelles Erkennen von Bildmaterialien zu ermöglichen. Aufgrund der steigenden Popularität von Geräten mit kleinem Bildschirm – Smartphones, tragbare Computer und so weiter – wurde auch die Verwendung von Icons populärer. Doch wie gut nutzbar sind diese Icons? Die einzige Möglichkeit, um zu erfahren, ob ein bestimmtes Icon funktioniert, sind Nutzertests.

Was testen Sie, während Sie ein Icon testen?

Verschiedene Testmethoden beschäftigen sich mit unterschiedlichen Aspekten der Usability von Icons. Doch was macht ein Icon nutzbar? Hier sind 4 Qualitätskriterien für Icons:

  1. Auffindbarkeit: Können Nutzer das Icon auf der Seite finden?
  2. Wiedererkennung: Verstehen Nutzer, was das Icon repräsentiert?
  3. Information Scent: Können Nutzer erraten, was passiert, nachdem sie mit dem Icon interagieren?
  4. Attraktivität: Ist das Icon ästhetisch ansprechend?

Alle diese Fragen sind ausschlaggebend für den Erfolg des Icon-Designs, müssen aber separat betrachtet werden, um herauszufinden, wie man ein Icon verbessern kann.

Testmethoden für Icons

Es gibt mehrere Techniken, um das Design von Icons zu beurteilen. Welche davon Sie verwenden, hängt von Ihren Zielen und der aktuellen Phase des Designs ab. Die Methoden können in 2 Hauptkategorien eingeteilt werden – ohne Kontext und im Kontext – und hängen davon ab, ob das Icon dem Nutzer isoliert oder im Kontext der tatsächlichen Nutzeroberfläche präsentiert wird. Noch wichtiger ist es allerdings, die Methode basierend auf jenen Dingen zu wählen, die Sie in Erfahrung bringen möchten, um am Design weiterarbeiten zu können.

Bedenken Sie, dass Ihre Testteilnehmer selbst bei Methoden, bei denen das Icon ohne Kontext präsentiert wird, immer Teil der Zielgruppe sein sollten, was bedeutet, dass sie die Branche kennen und mit den relevanten Konzepten vertraut sein müssen.

Auffindbarkeitsmethoden

Um die Auffindbarkeit zu verbessern, müssen Icons in ihrer normalen Umgebung angezeigt werden – im Kontext der kompletten Nutzeroberfläche. Tests im Kontext helfen dabei, zu ermitteln, ob Icons zu ähnlich aussehen und ob Nutzer Probleme bei der Unterscheidung haben. Außerdem sehen Sie, ob das Icon unter einem doppelten Boden verborgen ist oder in einem Bereich voller Werbeanzeigen untergeht und deshalb übersehen wird.

Tests, die die Zeit bis zum Auffinden messen, sind die beste Methode, um herauszufinden, ob Nutzer ein Icon (oder ein anderes Element der Nutzeroberfläche) im kompletten Design leicht finden können. Bei diesen Tests müssen Teilnehmer ein Element der Nutzeroberfläche anklicken oder antippen, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Sie messen, wie lange die Nutzer benötigen, um das richtige Icon auszuwählen, und ermitteln, wie oft die Auswahl beim ersten Klick erfolgt (d.h. wie oft der erste Klick am richtigen Icon landete. Eine falsche Auswahl zeigt, dass die Icons nicht gut zu unterscheiden sind, während eine langsame, aber richtige, Auswahl auf Auffindbarkeitsprobleme hindeutet.)

Wiedererkennungsmethoden

Wiederkennungstests werden idealerweise ohne Kontext durchgeführt: das Icon wird isoliert – ohne Textbeschreibung oder andere Elemente der Nutzeroberfläche – angezeigt. Nutzer, die das Icon sehen, müssen versuchen zu erraten, was es symbolisiert. Dabei handelt sich gewissermaßen um die Icon-Version des Rorschachtests. Der Zweck dieses Tests ist es, sicherzustellen, dass die Icons erkennbar sind und dass Menschen das dargestellte Objekt leicht verstehen können.

Achten Sie auf gängige Sätze und Begriffe, um Einblicke in die ersten Interpretationen der Nutzer zu erhalten. Falls die Vermutungen der Nutzer nicht mit dem überstimmen, was Sie repräsentieren möchten, verwerfen Sie die Icon-Idee und beginnen Sie von vorn.

Falls Sie wissen, dass Ihr Icon von Text begleitet wird, könnten Sie annehmen, dass dem Nutzer die Beschreibung angezeigt werden muss, wonach er aus den präsentierten Varianten jenes Icon wählt, das der Beschreibung am besten entspricht. Wir empfehlen diese Methode allerdings nicht unbedingt, da einige Nutzer die Beschreibung in der fertigen Nutzeroberfläche ignorieren und sich nur das Bild ansehen könnten. Diese Testmethode macht daher nur Sinn, wenn Nutzer aus irgendeinem Grund bereits wissen, dass sie auf der Nutzeroberfläche nach einer bestimmten Funktion suchen müssen und daher nur mehr nach der passenden grafischen Darstellung Ausschau halten (was keine gängige Situation ist).

Information Scent Methoden

Es ist nicht nur wichtig, dass Nutzer erkennen, welchem Objekt das Icon ähnlich sieht, sondern auch, dass sie daraus die Funktion des Icons ableiten können. Wenn Nutzer die Funktion eines Symbols verstehen, ist es egal, ob Sie das Objekt kennen oder nicht – wir müssen keine alte Diskette suchen, um sie Jugendlichen zu zeigen, solange diese wissen, dass das seltsame quadratische Symbol Speichern bedeutet.

Die Testmethoden ohne Kontext, die verwendet wurden, um die Wiedererkennung zu beurteilen, können auch angewandt werden, um den Information Scent zu ermitteln. Anstatt Leute einfach zu fragen, was das Icon repräsentieren könnte, sollten Sie fragen, was ihrer Meinung nach passiert, nachdem sie auf das Icon klicken. Im Gegensatz zu Wiedererkennungstests sollten Sie aber minimale Kontextinformationen über die Art des Systems, in dem das Icon zu sehen sein wird, bekanntgeben. Studienteilnehmern könnte zum Beispiel mitgeteilt werden, dass ein Koffer-Symbol auf einer e-Commerce Webseite zu sehen ist, wonach sie gebeten werden, zu raten, was das Icon im Kontext dieser Art von Webseite bedeuten könnte. (Achten Sie aber darauf, dass keine spezifischen Informationen über das Aussehen der Webseite bzw. Tipps über mögliche Funktionen an die Nutzer weitergegeben werden.) Dieser allgemeine Referenzrahmen ermöglicht es Forschern, herauszufinden, ob das mentale Modell hinter den Symbolen mit den Erwartungen der Nutzer übereinstimmt.

Später können A/B-Experimente durchgeführt werden, die Designer darüber informieren, welches der möglichen Icons über einen stärkeren Information Scent verfügt. Bei dieser Form von A/B-Test sieht ein Teil der Nutzer eine Version des Icons auf der fertigen Webseite, während dem Rest eine andere Version gezeigt wird. Messen Sie die Unterschiede der Interaktionsraten zwischen den verschiedenen Versionen des Icons und ermitteln Sie, ob Nutzer auf das Icon klicken und schnell wieder auf die ursprüngliche Webseite zurückkehren. Dieses Verhalten wird Sondierung genannt und deutet normalerweise auf einen schlechten Information Scent hin. Es bedeutet, dass Nutzer vom Inhalt hinter dem Icon enttäuscht waren und daher zur vorhergehenden Webseite zurückkehrten. Stellen Sie sicher, dass Sie immer dieselbe Position und Beschreibung für die Icons verwenden, während Sie die optimale Grafik testen. So stellen Sie sicher, dass keine andere Variable für die Änderung des Nutzerverhaltens verantwortlich ist.

Attraktivitätsmethoden

Nach den Wiederkennungstests sollte auch die Attraktivität der Icons getestet werden – sowohl individuell als auch als Teil einer Icon-Familie. Icons werden meistens verwendet, um ein Design visuell ansprechender zu machen – doch nicht alle Icons sehen gleich gut aus.

Der einfachste Attraktivitätstest ist es, Menschen zu bitten, jedes Icon auf einer Skala von 1–7 zu beurteilen. Falls Sie über alternative Designs desselben Icons verfügen, können Sie Nutzer auch bitten, das schönste Symbol aus mehreren Alternativen auszuwählen und zu erklären, warum ihnen dieses Bild gefällt oder nicht gefällt. Schliesslich können Sie ihnen auch eine gesamte Icon-Familie zeigen und sie bitten, das Symbol auszuwählen, das ihnen am besten und am wenigsten gut gefällt. Dieser letzte Test vermeidet Situationen, in denen die meisten Ihrer Icons in Ordnung sind, es aber ein oder zwei weniger attraktive Symbole gibt, die überarbeitet werden müssen, damit sie zur Ästhetik des gesamten Designs passen.

Normale Usability-Tests und Icon-Tests

Auch normale Usability-Tests können Probleme mit Icons zu Tage bringen. Bedenken Sie allerdings, dass ein Icon bei einem normalen Usability-Test aus vielen Gründen ignoriert werden könnte, von denen einige nichts mit der Usability des Icons zu tun haben. Nutzer könnten zum Beispiel von einem anderen Element der Interaktion oder des Seitendesigns abgelenkt werden und erledigen eventuell gar nicht die gesamte Aufgabe. Selbst wenn das Icon-Design das Problem ist, ist es schwer, zu ermitteln, welche Aspekte des Icons problematisch sind: erkennen Menschen das Icon nicht, kennen sie seine Bedeutung nicht oder finden sie es vielleicht gar nicht?

Bei einer Studie an einem kontroversen Webseiten-Redesign interagierte zum Beispiel kein Teilnehmer mit einem Uhren-Symbol, das die Kürzlich geöffneten Webseiten repräsentierte. Der Grund dafür ist allerdings schwer zu ermitteln. Eventuell bemerkten sie das Icon im Header nicht oder wussten nicht, was die Uhr in diesem Kontext bedeuten könnte.

Aufgrund der großen Anzahl von Faktoren, sollten Sie sich nicht auf normale Usability-Tests als einzige Möglichkeit zur Ermittlung der Usability Ihrer Icons verlassen.

Phasen der Produktentwicklung

Wie bei allen UX-Forschungsmethoden, ist auch bei der Auswahl einer Testmethode für Ihre Icons die aktuelle Phase im Projektlebenszyklus zu berücksichtigen.

  1. Strategieentwicklung: In dieser frühen Konzeptphase sollten Sie sich auf Methoden konzentrieren, die zahlreiche Designoptionen finden und beurteilen. Wiederkennungstests und Information-Scent-Tests ohne Kontext sind in dieser Phase am besten geeignet, um festzustellen, ob Icons überhaupt geeignet sind und um die mentalen Modelle für die Icons einzugrenzen.
  2. Ausführung: Konzentrieren Sie sich in der Design- und Implementierungsphase auf Forschungsmethoden, die Sie kontinuierlich in Richtung des besten Icon-Designs für Ihr System führen. Sobald Icon-Designs erkennbar sind, konzentrieren Sie sich auf Attraktivitätstest ohne Kontext, bis sich klare Sieger herauskristallisieren. Sobald ein größerer Teil der Nutzeroberfläche fertig ist, wechseln Sie zu Icon-Testmethoden im Kontext. Tests, die die Zeit bis zum Auffinden messen, sind hilfreich, um die Auffindbarkeit eins Icons und seine Platzierung in mehreren potenziellen Varianten der Nutzeroberfläche zu beurteilen. Usability-Tests (zuerst Papier-Prototypen, später Versionen mit höherer Darstellungstreue) können Ihnen zusätzlich Einblicke in die erwartete Bedeutung von Icons und ihre Auffindbarkeit geben.
  3. Beurteilung: Sobald das System oder die Funktion veröffentlicht wurde, sind Methoden zur Erfolgsmessung, die schrittweise Verbesserungen zulassen, am besten geeignet. Benchmark-Tests mit Usability-Studien und Tests, die die Zeit bis zum Auffinden messen, können regelmäßig durchgeführt werden, um die Performance zu verfolgen. Um einen Icon kontinuierlich zu verbessern, sind A/B-Experimente die beste Methode, da sie die Performance messen und das optimale Design bestimmen.

Andere Überlegungen

Wie bei allen Forschungsmethoden, sollten Sie bei den Tests unbedingt Voreingenommenheit vermeiden. Achten Sie besonders auf die Formulierungen bei der Beschreibung einer Aufgabe, da sie die Symbolik des Icons schnell beeinflussen können. Denken Sie vor allem bei Testmethoden ohne Kontext darüber nach, die Studie mehrmals durchzuführen und die Fragen jedes Mal anders zu formulieren (Verwendung von Synonymen, Vermeidung von Markenbegriffen und so weiter), um sicherzustellen, dass die Antworten nicht durch den Wortlaut der Aufgabe beeinflusst werden.

Es müssen nicht alle beschriebenen Testmethoden angewandt werden, um ein nutzbares Icon-Design zu finden – sie eignen sich aber alle zu verschiedenen Zwecken und in unterschiedlichen Phasen des Designvorgangs. Außerdem sollte jede Methode iterativ verwendet werden, um sich langsam in Richtung einer sinnvollen Beziehung zwischen Icon und Beschreibung zu bewegen und die optimale Platzierung auf der Nutzeroberfläche zu finden.


© Deutsche Version. Institut für Software-Ergonomie und Usability AG. Alle Rechte vorbehalten.

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