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13.12.2015

„Weiterlesen“-Links: Das können Sie besser machen

Der Begriff „Weiterlesen“ wird immer öfter als Ersatz für Linkbeschreibungen verwendet. Der Information Scent des Begriffs ist allerdings schlecht, was negative Auswirkungen auf die Barrierefreiheit hat. Nutzen Sie einen Linktext, der Nutzer genau darüber informiert, was sie auf der nächsten Seite erwartet.

© Brad Pict

 

by Katie Sherwin (deutsche Übersetzung) - 13. Dezember 2015

 

Einige Trends sind subtiler als andere. Genau wie Texte mit geringem Kontrast, etablierte sich die Verwendung des Begriffs Weiterlesen als unabhängiger Linktext fast unbemerkt als Trend. Im Internet tummeln sich unzählige Links mit dieser allgemeinen Bezeichnung – sie sind meist mit zweit- oder drittrangigen Informationen verbunden. (Eine Google-Suche findet ganze 1,4 Milliarden Treffer für die englische Entsprechung Learn More, obwohl einige der Erwähnungen natürlich auch im normalen Fliesstext vorkommen.)

Normalerweise sind diese Links nach einem kurzen Absatz zu finden, der ein Thema, eine Funktion oder einen Service präsentiert. Weiterlesen führt den Besucher danach auf die Detailseite. Die Links sind meistens nicht die wichtigste Handlungsaufforderung der Seite, was erklärt, weshalb in diese Bezeichnung weniger Aufmerksamkeit und weniger A/B-Tests investiert werden, als in andere Handlungsaufforderungen.

Ich bin mir sicher, dass die meisten von Ihnen dieses Muster schon einmal gesehen haben. Nachfolgend sehen Sie ein Beispiel dafür:

Screenshot Smartthings.com

Smartthings.com: Dem eigenständigen Begriff Weiterlesen (Learn More) fehlen beschreibende Keywords, die Nutzer darüber informieren, was sie auf der nächsten Seite erwartet.

Der Grund für die Beliebtheit von Weiterlesen-Links ist wahrscheinlich die mobile Internetnutzung: Websites, die für mobile Geräte optimiert wurden, werde immer besser darin, zweitrangige Inhalte zu verbergen. Das bedeutet, dass nicht alle Details in der Standardansicht zu sehen sind. Stattdessen ermöglichen es Überschriften und kurze Absätze, sich einen schnellen Überblick über die wichtigen Inhalte zu verschaffen.

Wenn Nutzer weitere Informationen benötigen, können sie auf einen Link tippen oder ein Accordion-Menü öffnen, um die weniger wichtigen Inhalte zu sehen. Dieses Designmuster ist für mobile Geräte definitiv geeignet. Beachten Sie bitte, dass unser Artikel nur den Linktext kritisiert – nicht die allgemeine Praxis des Verbergens von weniger wichtigen Inhalten.

Zuerst sehen wir uns an, warum dieser Begriff problematisch ist und weshalb es sich lohnt, einen aussagekräftigeren Linktext zu wählen. Danach ermitteln wir, welche Texte wir stattdessen verwenden sollten und nennen einige Beispiele für Websites, die gute Lösungen fanden.

Warum ist Weiterlesen ein Problem?

Lassen Sie uns zuerst etwas klarstellen: falls der Text vor dem Link genau beschreibt, was zu erwarten ist, hat der Begriff Weiterlesen sicher keine verheerende Auswirkung auf das Nutzererlebnis. Denken Sie daran, dass es in diesem Artikel darum geht, wie man es besser machen könnte. Beschreibende Texte sorgen für Klarheit und legen Erwartungen fest. Doch sogar in dieser Situation ist der Zweck des Links häufig unklar. Führt der Links auf eine ganze Seite zum Thema? Oder führt er auf eine Landing Page, auf der der Nutzer aus Dutzenden anderen Links wählen muss? Führt er auf eine externe Seite oder öffnet er einen App-Store? Das sind Fragen, die ein informativer Linktext beantworten kann.

Der Begriff ist aufgrund seiner Mehrdeutigkeit und seinem schlechten Information Scent am gefährlichsten, wenn er allein verwendet wird. Er schafft Unsicherheit, da Nutzer nicht wissen, was sie nach einem Klick erwartet oder ob es sich lohnt, zu warten, bis die neue Webseite geladen ist. Dieses Gefühl der Unsicherheit kann dazu führen, dass Nutzer zögern und mit hoher kognitiver Belastung konfrontiert werden. Einige könnten sich für Page Parking entscheiden, um unklare Links zu beurteilen.

Falls eine Webseite über mehrere Weiterlesen-Links verfügt, könnten sich Nutzer fragen, ob die Links alle auf dieselbe Seite oder auf unterschiedliche Websites führen. Unsicherheit und kognitive Belastung haben auch in diesem Fall eine negative Auswirkung auf das Nutzererlebnis. Noch schlimmer: falls die Links auf dieselbe Seite führen, könnten Nutzer Klicks verschwenden und enttäuscht sein, dass sie immer dieselbe Seite erreichen. Das hat zusätzlich Enttäuschung und Verwirrung zur Folge.

Schliesslich ist das Fehlen von beschreibenden Keywords in einem alleinstehenden Link ein ernstes Problem, was die Barrierefreiheit betrifft. Menschen, die schlecht sehen und einen Screenreader oder eine Lupe verwenden, können nicht schnell zum vorhergehenden Absatz zurückkehren, um herauszufinden, worauf sich der Weiterlesen-Link beziehen könnte. Den meisten Nutzern, die Screenreader verwenden wird eine Liste von Links vorgelesen – ohne visuellen Kontext - der ihnen dabei hilft, die allgemeinen Links mit der Bezeichnung Weiterlesen oder Mehr erfahren zu verstehen.

Indem Sie beschreibende Linktexte statt Weiterlesen verwenden, profitiert Ihr Inhalt auf mehrere Arten:

  • Links werden barrierefreier.
  • Links werden attraktiver und potenziell überzeugender für die Nutzer.
  • Nutzer fühlen sich selbstsicherer, während sie von einer Seite zum nächsten wechseln.
  • Mehr Keywords auf der Webseite unterstützen die Suchmaschinenoptimierung.
  • Aussagekräftige Links sind unabhängig und helfen Nutzern, die die Seite überfliegen.

Das sollten Sie stattdessen verwenden: 3 Lösungen

Falls Sie jetzt Ihre Linkbeschreibungen neu formulieren möchten, haben wir einige alternative Vorschläge zusammengestellt. Nachfolgend finden Sie die drei gängigsten Vorgehensweisen.

Option 1: Verwenden Sie Keywords, die das Linkziel beschreiben.

Das ist die gängigste und meistens beste Vorgehensweise. Sehen Sie sich dafür die Zielwebseite an und finden Sie heraus, wovon sie handelt. Überspringen Sie diesen Schritt nicht. Denken Sie bei der Erstellung von Linktexten daran, dass die relevantesten Keywords am Anfang des Linktexts platziert werden sollten. Statt „Erfahren Sie, wie Profi-Köche Kürbis kochen“ sollten Sie „Kürbis kochen wie die Profis“ ausprobieren. Keywords am Anfang des Texts zu platzieren, erleichtert es Nutzern, die Seite zu überfliegen und die nächsten Schritte zu planen.

Option 2: Behalten Sie das Weiterlesen-Format bei und fügen Sie beschreibende Keywords hinzu.

Es gibt Situationen, in denen Weiterlesen akzeptabel ist, sofern angegeben wird, welche Informationen zu erwarten sind (z.B. Weiterlesen für Informationen über unsere Services). Der Nachteil dieser Vorgehensweise sind Platzbeschränkungen für Linktexte. Ausserdem können derartige Linktexte schlechter überflogen werden, da die relevanten Keywords am Ende des Satzes (anstatt am Anfang) zu finden sind. Ein längerer Linktext schafft allerdings ein grösseres Linkziel, auf welches Nutzer schneller klicken oder tippen können. In einigen Fällen können Sie auch nur den beschreibende Satz verlinken, zum Beispiel: „Weiterlesen: Warum ein Link ein Versprechen ist.“

Option 3: Verwenden Sie die Überschrift des vorhergehenden Absatzes als einzigen Link.

Falls die Überschrift des vorhergehenden Absatzes wie ein Link aussieht und im Text genau beschrieben wird, wohin der Link führt, ist ein Weiterlesen-Link wahrscheinlich gar nicht notwendig.

Beispiele für effektive Alternativen

In jedem der nachfolgenden Beispiele sehen Sie, dass es für die Designer ganz einfach gewesen wäre, Weiterlesen oder Mehr erfahren zu verwenden. Stattdessen steckten sie etwas Aufwand in den Inhalt, was sich definitiv lohnte. Lassen Sie sich von diesen Beispielen für Ihre eigene Websites inspirieren.

Screenshot Pugetsound.edu

Pugetsound.edu: Die drei präsentierten Geschichten hätten mit einem Weiterlesen oder Mehr erfahren Link versehen werden können. Stattdessen kommunizieren beschreibende Links, was Nutzer nach dem Klick sehen werden. Dazu gehören zum Beispiel: „Class of 2019 Facebook group” („Facebook-Gruppe der Klasse von 2019“) und „Read Elena’s updates on the SOAN blog“ („Lesen Sie Elenas Updates im SOAN Blog“).

Screenshot Rei.com

Rei.com E-Mail: Nutzer können die orangefarbenen, unterstrichenen Links überfliegen und wissen, was sie erwartet – auch ohne sich die grösseren weissen Überschriften durchzulesen. Statt Weiterlesen verwendet REI erklärende, attraktive Beschreibungen: More camping hacks (Mehr Camping-Tricks), Read the blog (Blog lesen) und Find camping & hiking classes (Camping- & Wanderkurse finden).

Screenshot Barclays.co.uk

Barclays.co.uk: Nutzer erwarten sich vielleicht nicht, über eine App an eine gemeinnützige Organisation spenden zu können. Sie könnten auch nicht wissen, dass Barclays Pingit eine mobile App ist, mit der Geld versandt oder empfangen werden kann. Der Über die App (About the app) Button hilft dabei, die Nutzer über den Service zu informieren.

Screenshot Mq.edu.au

Mq.edu.au: Hier wird die dritte beschriebene Vorgehensweise verwendet. Die Seite verwendet Überschriften als Links, anstatt repetitive Links zu weiteren Informationen über die Themen zu platzieren.

Schlussfolgerung

Weiterlesen oder Mehr erfahren haben als eigenständige Linktexte Unsicherheit zur Folge und schaden der Barrierefreiheit. Verwenden Sie die Beispiele und Vorgehensweise dieses Artikels, um beschreibende Keywords hinzuzufügen und um Ihre Linkstexte informativer und attraktiver für Nutzer zu machen. 

 

© Deutsche Version. Institut für Software-Ergonomie und Usability AG. Alle Rechte vorbehalten.

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