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08.06.2002

Verringern Sie Redundanz: Vermindern Sie Designwiederholungen

Wenn eine Funktion oder ein Hypertext-Link auf mehrfache Art und Weise dargestellt wird, erhöht sich die Komplexität der Nutzerschnittstelle. Nutzer erkennen Wiederholungen nämlich kaum als solche und verschwenden so oftmals Zeit. Sei dies durch mehrmaliges Anklicken des gleichen Links oder durch einen versehentlich zweiten Besuch auf derselben Seite.

 

by Jakob Nielsen (deutsche Übersetzung) - 09.06.2002

 

Die Überschrift dieses Artikels ist ein gutes Beispiel: Sie sagt zweimal dasselbe aus. Sie ist zu lang und zudem schwerer lesbar als eine einfache Überschrift wie zum Beispiel: Machen Sie alles nur einmal. Leider ist dieses Problem weitverbreitet.

Nehmen wir zum Beispiel Microsoft Word. Zu seinen unzähligen Funktionen gehören sowohl Fussnoten als auch Endnoten. Fussnoten können am Seitenende oder "unter dem Text" (was immer das heissen mag) platziert werden. Endnoten entweder am Ende eines Abschnitts oder eines Dokuments. Zudem gibt es noch eine Funktion zum Umwandeln von Fussnoten in Endnoten und umgekehrt.

Gewisse Verfasser mögen Fussnoten und Endnoten nützlich finden, das Angebot an Optionen geht aber zu Lasten der Einfachheit. Will man heute eine Fussnote einfügen, sieht man sich mit einem verwirrenden Dialogfeld mit zwei Radio-Buttons, fünf Pull-Down-Menüs, einem Texteingabefeld, einem Zähler und zwei Schaltflächen mit zusätzlichen Dialogfeldern konfrontiert. Glücklicherweise hat sich Microsoft an eine der wichtigsten Usability-Richtlinien - vorgegebene Standardwerte für alle Dialogfeld-Elemente zu verwenden - gehalten, sodass die Dialogfelder ignoriert werden können und nur noch die Enter-Taste gedrückt werden muss. So erhält man eine normale Fussnote, ganz wie beim guten alten Word 1.05 vor sechzehn Jahren.

Leider sind trotzdem viele Nutzer angesichts der vielfältigen Auswahlmöglichkeiten verunsichert. Wie so oft, führen neue Funktionen dazu, dass die alten schwieriger und fehleranfällig werden.

Einfachheit

Einfachheit dürfte die allerwichtigste Usability-Richtlinie sein. Je weniger Dinge Sie den Nutzern bieten, desto weniger müssen diese suchen und verstehen. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich stets für die richtige Option entscheiden. Kommen Funktionen mehrfach vor, erhöht sich der Aufwand des Suchens und Verstehens beträchtlich.

Weil Nutzer nicht mit Sicherheit wissen, ob eine Funktion mehrfach vorkommt, müssen sie ausserdem zusätzliche Zeit aufwenden, um herauszufinden, ob es sich bei der wiederholten Funktion um eine neue oder eine alte Funktion handelt. Bei Nutzertests beobachten wir häufig, dass Nutzer eine Seite über einen zweiten Link anklicken, obwohl sie dieselbe Seite vorher bereits über einen anderen Link besucht haben. Verschwendete Zeit also.

Entwickler verwenden mehrfache Links meist mit den besten Absichten. Häufig dann, wenn Usability-Tests zeigen, dass Nutzer bestimmte Links übersehen haben. Leider ist dies eher eine Symptombehandlung als eine Behandlung der Ursache, und das auf eine Weise, die den Patienten nur kränker werden lässt.

Wenn Nutzer einen Link übersehen, sollte man ihn lieber an eine andere Stelle setzen oder stärker hervorheben anstatt ihn zu wiederholen. Eine bessere Lösung wäre vielleicht andere ablenkende Gestaltungselemente weniger auffällig zu gestalten.

Um Einfachheit und eine bessere Usability zu erreichen, ist das Gegenteil von Wiederholungen oft der beste Weg: Entfernen Sie Funktionen und Links, die für die Nutzer nicht so wichtig sind. Personalisierung zum Beispiel hiess bis jetzt immer ein Mehr an Informationen. Bei mobilen Geräten jedoch wird eine Personalisierung dazu führen, die Auswahl auf die für den einzelnen Nutzer jeweils wichtigen Funktionen zu beschränken.

Gute Redundanz: Alternative Navigationspfade

Einer der wenigen Fälle, in denen Nutzer wirklich von einem geringen Mass an Redundanz profitieren ist beim Navigationspfad der Informationsarchitektur. Es ist in diesem Fall nicht immer am besten, den Anwendern nur einen einzigen Weg zu einem bestimmten Ziel anzubieten.

Betrachten Sie eine Beispielaufgabe aus einer unserer E-Commerce-Usability-Studien: Besuchen Sie eine E-Commerce Webseite und kaufen Sie einen Kindersitz für Ihr Auto. Einige Nutzer gehen womöglich davon aus, dass es sich um Autozubehör handelt, da das Produkt im Auto installiert wird. In diesem Fall würden sie es jedoch nie auf der von uns getesteten Seite finden, da Kindersitze für Autos zur Baby-Ausstattung gehören und nur in diesem Bereich der Webseite gefunden werden können.

Die Gestaltung einer perfekten Informationsarchitektur, in der alle Nutzer jeden Artikel nur mit einer einzigen Kategorie assoziieren und stets nur den einzig richtigen Pfad zum Ziel wählen, ist unmöglich. Es ist schlichtweg nicht machbar. Ein paar interne Links auf die richtigen Seiten sind in diesem Fall "ein Lebensretter" und können Verwirrungen vorbeugen bevor der Nutzer aufgibt.

Trotzdem, zu viele interne Links machen die Schnittstelle zu kompliziert, sodass die Nutzer nicht mehr verstehen, wo sie sich gerade befinden und welche Optionen sie an dieser Stelle haben. Aus diesem Grund ist es äusserst wichtig, nur auf die Seiten zu verlinken, die für den Nutzer am seinem aktuellen Standort am wichtigsten sind und ihm dadurch am ehesten helfen sich in der Navigation zurechtzufinden.

 

© Deutsche Version von Jakob Nielsens Alertbox. Institut für Software-Ergonomie und Usability AG. Alle Rechte vorbehalten.

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