Die 10 besten Intranets von 2012

Soziale Netzwerke und Personalisierung erreichen in diesem Jahr ein neues Niveau, während die mobilen Intranets noch immer in den Kinderschuhen stecken. Ausserdem bekommen kleinere Organisationen immer grössere Teams und bessere Designs.

by Jakob Nielsen und Kara Pernice (deutsche Übersetzung) – 03.01.2012

Die zehn am besten gestalteten Intranets von 2012 sind:

Die meisten Intranets dieses Jahres unterstützen ganze Organisationen, nur die Seite von CenturyLink ist ein Spezial-Intranet, das nur für die Geschäftskundenabteilung der Firma gedacht ist.

In dieser Jahresbestenliste, die wir zum zwölften Mal zusammengestellt haben, tritt Staples, die auch im Jahr 2006 gewonnen haben, einem elitären Zirkel von sieben zweifachen Siegern bei (von insgesamt 120). Dazu gehören ausserdem Cisco Systems (2001, 2005), Credit Suisse (20022011), Verizon Communications (2005, 2011) und Walmart (2002, 2010). Darüber hinaus gewann der australische Zweig von Deloitte Touche Tohmatsu in 2002, gefolgt vom weltweiten Intranet des Unternehmens in 2009. Zu guter Letzt gewann silverorange bei unserem ersten Wettbewerb in 2001 und wurde in 2003 lobend erwähnt.

Ein grosses Lob an Staples und die anderen Mehrfachsieger für ihre Designfähigkeiten und die andauernde Hingabe ihrer Organisationen an das Intranet. Es ist von grosser Bedeutung, dass diese Firmen erkannt haben, dass das Intranet-Design niemals «abgeschlossen und erledigt» ist. Anstatt ihre ersten Siegerdesigns beizubehalten, haben diese Unternehmen ihre Designs immer weiter entwickelt, weil sie drei wichtige Faktoren erkannt haben:

Die diesjährigen Gewinner kommen aus sieben Branchen, die an vorderster Front des Intranet-Designs stehen:

Die Technologieunternehmen erlebten ein Comeback. Nach der letztjährigen Ruhephase ohne Gewinner aus dem High-tech-Bereich nahmen sie diesmal 30% der Plätze ein. Der Technologie-Sektor stellt nun 22% der Gewinner des Design-Wettbewerbs seit seiner Premiere im Jahr 2001. Sowohl die Versorgungs- als auch die Maschinenbaubranche etablieren eine starke Design-Vorherrschaft; dies ist das dritte Jahr in Folge, dass diese Branchen unter den Gewinnern waren. Zum ersten Mal dabei sind eine Biotechnologiefirma und ein Unternehmen für Verbraucherprodukte.

Zieht man die Finanzkrise in Betracht, überrascht es nicht, dass in diesem Jahr keine Unternehmen der Finanzbranche dabei waren, obwohl diese in den letzten Jahren meist gut abgeschnitten haben. Mit so einer Erfolgsbilanz liegt die Vermutung nah, dass die Finanzfirmen auch in diesem Jahr wieder dabei gewesen wären, wenn sie mehr Zeit und Ressourcen aufgewandt hätten.
Die wirtschaftlichen Probleme in Europa und den USA spiegeln sich nicht in den Designs der Intranets wider. In diesem Jahr kommen die Gewinner aus vier verschiedenen Ländern: 6 aus den USA, 2 aus Grossbritannien, und jeweils einer aus Deutschland und Schweden. Keins dieser Länder ist ein neues Gesicht unter unseren Top 10. Seit unserem ersten Design-Wettbewerb haben die USA 63 Mal gewonnen; Grossbritannien zehnmal, Deutschland sieben- und Schweden sechsmal. Und obwohl all diese Ergebnisse beeindruckend sind, sticht Schwedens Leistung besonders hervor, wenn man die Grösse des Landes in Betracht zieht.

Kleinere Firmen haben immer noch die besseren Intranets

In diesem Jahr sind es wieder, wie auch in den letzten drei Jahren, die kleineren Firmen, die die besseren Intranets entwerfen. Von den 10 Intranets, die in diesem Jahr gewannen, haben 6 weniger als 15.000 Angestellte; die kleinsten sind LivePerson mit 550 Mitarbeitern, CenturyLink Business mit 2.000, Scotts Miracle-Gro mit 8.000 und Genentech mit 11.000. Der grösste Gewinner in diesem Jahr ist Staples mit 55.000 Angestellten (man plant, bis Ende 2012 auf 90.000 zu expandieren). Die durchschnittliche Zahl von Angestellten der diesjährigen Siegerfirmen liegt bei 19.700 und ist damit die kleinste, die wir in den 12 Jahren seit Bestehen des Wettbewerbs beobachten konnten (den Wettbewerb von 2004 ausgenommen, in dem es nur um Regierungsbehörden ging).

In den letzten drei Jahren waren die Durchschnittszahlen wie folgt: 37.900 in 2011, 39.100 in 2010 (wobei wir den Riesen Walmart mit 1,4 Millionen Angestellten im Unternehmen ausgenommen haben) und 37.500 in 2009. Also drei Jahre in Folge etwa die gleiche Zahl, wodurch die deutlich geringere Zahl dieses Jahres umso deutlicher hervortritt. Betrachtet man alle 12 Wettbewerbe insgesamt, so liegt die durchschnittliche Unternehmensgrösse bei 60.000 Angestellten – was die kleinere Grösse der diesjährigen Sieger noch stärker hervorhebt.

Die Technik hat sicher zum Erfolg der aktuellen, kleineren Sieger beigetragen: Schon länger zeigt sich der Trend, dass es einfacher wird, Design mit guter Usability umzusetzen und damit qualitativ hochwertige Nutzererlebnisse auch in die Reichweite immer kleinerer Firmen zu bringen. Die Ziele, Einschränkungen, Ressourcen und bestehenden Systeme dieser kleinen Organisationen unterscheiden sich deutlich voneinander, und daher variiert auch die Auswahl der Technologien. Zum Beispiel nutzt LivePerson Jive Software, einen Anbieter auf SAS-Basis, gleich dreimal: zum Hosten des Intranets, als Lösung für soziale Businesssoftware und als Content Management System (CMS). Entwickler im Unternehmen haben das System den Firmenbedürfnissen angepasst. Das einfache Design, Training und eine Unternehmenskultur, die zum Mitmachen ermutigt, haben bewirkt, dass durchschnittlich 52 Prozent der Angestellten jeden Monat etwas zum Intranet beitragen.

Bei CenturyLink Business ist die Anwendungsbasis ein massgeschneidertes CMS, das in Ruby entwickelt wurde und das Open-Source-Framework Ruby on Rails für Internetanwendungen verwendet. Die Entwickler des Intranet, die sowohl aus dem Unternehmen kommen als auch von einer externen Agentur, finden Gefallen an der Flexibilität, wollten aber nicht von Upgrades und Patches eines Open-Source-Anbieters anhängig sein (in diesem Fall Peak Systems). Das ist besonders relevant, wenn man an die Upgrade-Frequenz von Fix-und-fertig-Anbietern denkt.
Die internen Entwickler von Scotts Miracle-Gro entwickelten «The Garden» auf dem SAP-NetWeaver-Portal unter Verwendung des Webseiten-Werkzeugs von SAP, allerdings wurden beide vom technischen Team von Scotts stark modifiziert.

Genentech schliesslich hatte unter anderem das Ziel, bei der Umgestaltung ihres Intranets die Lösung von 2008 durch eine Technologie zu ersetzen, die besser zu ihren Geschäftszielen passt. Unerwartete Abhängigkeiten (zum Beispiel bedeutete ein Upgrade von Komponente A, dass auch B und C erneuert werden mussten) machten diesen Prozess schwieriger, als die Teammitglieder erwartet hatten, aber letztendlich entschieden sie sich für Moveable Type als ihre CMS-Lösung. Sie entfernten ein Unternehmensportal (Vignette/OpenText) und auch einige ihrer SSO-Komponenten und etliche zusätzliche Technologien. Um ihre Bedürfnisse zu decken, haben sie Designtools wie Adobe Suite und einige Apple-spezifische Programme ausgewählt.

Die Teams werden grösser: Teams können mehr machen

Obwohl unsere Siegerorganisationen im Durchschnitt nur etwa 20.000 Angestellte haben, sind die Intranetteams jetzt auf durchschnittlich 15 angewachsen – etwas weniger als 1 Intranetspezialist pro 1000 Angestellte. Die beiden kleinsten Teams bestanden aus je 6 Leuten, bei Everything Everywhere (15.000 Mitarbeiter) und bei LivePerson Inc. (550 Mitarbeiter). Das grösste Team mit 26 Leuten haben wir bei der NCR Corporation gefunden (21.000 Mitarbeiter). Das mag grösser erscheinen, als es tatsächlich ist, denn wenn wir Teamgrössen bestimmen, zählen wir Voll- und Teilzeitkräfte des Unternehmens sowie Mitarbeiter von ausserhalb dazu (wie Berater und Agenturmitarbeiter).

Die Teamgrösse als Prozentanteil des Unternehmens hat sich seit 2011 verdoppelt und erzielt damit ein absolutes Hoch von 0,074%. Noch beeindruckender ist, dass sich die Grösse der Intranetteams (proportional zur Firmengrösse) seit 2001 versechsfacht hat.

Zu beachten ist aber, dass 8 der 10 Siegerteams aus diesem Jahr mit externen Agenturen oder Beratern an ihren Umgestaltungsprojekten gearbeitet haben, sodass dieser Teil des Teams wahrscheinlich nicht auf längere Sicht verfügbar sein wird. Trotzdem bleibt eine Kombination aus internen und externen Entwicklern ein unschlagbares Rezept für Umgestaltungsprojekte, da die internen Teams bessere Einsichten ins Unternehmen, die Angestellten und die Geschäftsbedürfnisse haben, während die externen Teams oft mehr und vielfältigere Erfahrungen mit Ressourcen, Technologien, aktuellen Designtrends und Praktiken haben. In den ersten Jahren unseres Wettbewerbs haben externe Teams das Intranet fast allein gestaltet, aber das ist nun Geschichte. Heutzutage ist es üblich, dass sich interne Teams und externe Agenturen zusammenfinden. Tatsächlich hat sich die Zahl der Gewinner, die mit kombinierten Teams arbeiteten, stetig erhöht: 3 in 2008; 6 in 2009; 7 in 2010 und jeweils 8 in 2011 und 2012.

Mobile Intranets kümmern vor sich hin

2009 haben wir etliche gute Designs für mobile Intranets gesehen, und 30% der Gewinner hatten auch eine mobile Version. In 2011 verdoppelte sich diese Zahl auf 60% und liess auf mehr hoffen. Doch in diesem Jahr fiel der Anteil auf 10% zurück; nur Genentech bietet überhaupt eine mobile Variante ihres Intranet im Rahmen ihrer iOS-Apps an (Apple ist die dominante, intern verwendete Plattform). Logica und Scotts Miracle-Gro bieten ihren Angestellten zwar einen mobilen Zugang zum Intranet, aber keine der Sites ist für den mobilen Gebrauch optimiert.

Es gibt wahrscheinlich drei Gründe, warum sich die mobile Intranet-Nutzung noch nicht durchgesetzt hat:

UI-Elemente, die sich herauskristallisieren

Es gibt 2 UI-Elemente, die sich besonders hervorheben:

Design und Organisation unterstützen

Sozial

Zur Rentabilitätsrechnung

Wie auch in den vergangenen Jahren haben die Teams nur vereinzelt Daten zur Rentabilität gesammelt. Ein verbreitetes Thema – am deutlichsten bei CenturyLink und Everything Everywhere – sind Messungen, ob die Nutzer weniger Seiten ansehen, während sie etwas suchen (was auf eine bessere IA, Suche und Verlinkung hindeutet); ob sie das Intranet mehr verwenden (was auf Engagement hindeutet); oder mehr Zeit in den richtigen Bereichen verbringen (was sowohl auf Engagement als auch auf die Fähigkeit hindeutet, die richtigen Inhalte zu finden).
Genentech, LivePerson, Logica, Scotts Miracle-Gro und Staples geben zusätzliche Anzeichen für Nutzerinteresse an, etwa einen Zuwachs an Kommentaren und Bewertungen pro Artikel, an Fotobeiträgen, Blogeinträgen, markierten Elementen und Umfragebeteiligungen.

NCR hat Daten über die Effekte von Inhalten in Silos gesammelt. In der Vergangenheit hätten die Nutzer eine Seite für Unternehmensnachrichten besucht, eine andere für das Personalwesen und möglicherweise noch mehrere andere, um etwas über Marketing oder Onlineanwendungen zu erfahren. Im neuen Intranet brauchen die Nutzer über ein Drittel weniger Seitenabrufe im Intranet (320.620 statt 482.362), um die gleichen Inhalte zu finden.

Mit einer positiven Rentabilität, sich entwickelnden Designs, mehr sozialem Engagement, besserer Managementunterstützung und einem besseren Verhältnis von Teamgrösse zu Unternehmensgrösse geben unsere Gewinner des Jahres 2012 ein wunderbares Beispiel ab, das wir würdigen und von dem wir lernen können.

© Deutsche Version von Jakob Nielsens Alertbox. Institut für Software-Ergonomie und Usability AG. Alle Rechte vorbehalten.