Die Nielsen Norman Group: Das erste Jahrzehnt

1998 gegründet, feiert die Firma nun ihr 10-jähriges Jubiläum und kann auf eine lange Liste von Erfolgen zurückblicken.

by Jakob Nielsen (deutsche Übersetzung) – 08.08.2008

Die Nielsen Norman Group wurde am 8. August 1998 gegründet. Ob man nun dem chinesischen Aberglauben, dass «8» die Glückszahl schlechthin sei, irgendeinen Wert beimisst oder nicht, unsere Firma hat sich bis jetzt mit Sicherheit gut gemacht und ich glaube nicht, dass alles nur daher rührt, dass ihr Start auf den 8.8.98 fiel.

Normalerweise schreibe ich nicht über meine eigene Firma in der Kolumne, weil unsere Leser schliesslich mehr an unseren Untersuchungsergebnissen interessiert sind als an der Organisation, die diese Arbeit möglich macht. Aber anlässlich unseres 10-jährigen Jubiläums werde ich einen kurzen Blick zurückwerfen auf unsere Erfolge und Leistungen in unserem ersten Jahrzehnt und dem nächsten freudig entgegensehen.

Wie alles begann

Anerkennung für die Vision gebührt Don Norman: In den späten 1990ern brauchte die Welt eine elitäre Usability-Firma. In jedem anderen Fachgebiet konnte man Firmen auf jedem gewünschten Niveau finden, von günstigen, regionalen Beratern bis zu Weltklasse-Experten, auch wenn letztere teuer waren. Bei Usability war das 1998 nicht der Fall. Die besten Usability-Experten arbeiteten alle bei grossen Technologiefirmen und konzentrierten sich auf die firmeninternen Bedürfnisse. Dons Erkenntnis war, dass das Feld der Usability über die Technologieindustrie hinaus ausweitete und sich somit eine Nische öffnete, die wir füllen wollten.

Während Don mit dem Gedanken spielte, eine Elitefirma ins Leben zu rufen, las er einen Artikel in der New York Times, in dem es hiess, ich habe Sun Microsystems verlassen, um mich darauf zu konzentrieren, ein Buch über Web-Usability zu schreiben. Er rief mich an und schlug mir vor, mit ihm eine Firma zu gründen.

Zusätzlich zum gerade zur rechten Zeit erschienen Zeitungsartikel gab es noch einen zweiten Glücksfall: Wir wohnten beide in Atherton, Kalifornien, einem besonders versnobten Teil von Silicon Valley, ein Ort, der oft als eine der drei wohlhabendsten Städte der Vereinigten Staaten genannt wird. Einen Anruf von Don Norman hätte ich natürlich jederzeit angenommen, aber wenn er nicht fünf Minuten von meinem Haus entfernt gewohnt hätte, bezweifle ich, dass wir uns oft genug hätten treffen können, um eine Firmenneugründung auf die Beine stellen zu können.

Trotz aller Fortschritte in der Internet-Technologie sind gemeinsame Abendessen in guten Restaurants und ein Kaffee beim anderen zu Hause immer noch der beste Weg, eine persönliche Beziehung aufzubauen.

An dem Tag, an dem wir die Firma gründeten, rief Dan Gillmor, Technologie-Kolumnist der San Jose Mercury News, Don an, um von ihm ein Zitat für einen Artikel zu bekommen. Er wollte auch meine Anmerkungen und fragte Don, ob er vielleicht wüsste, wo ich zu erreichen sei. Don sagte: «Jakob steht gerade neben mir.» Als stets gut recherchierender Reporter reimte er sich seinen Teil zusammen und fragte, ob wir irgendetwas vorhätten. Infolgedessen brachte die Mercury News einen Exklusivbericht über die Nielsen Norman Group, und wir brauchten gar keine Presseerklärung mehr herauszugeben.

Erfolge

Worauf ich am meisten stolz bin

Sicherlich bin ich stolz auf all die Erfolge, die oben aufgelistet wurden, aber keines davon sticht heraus, denn von allen diesen Dingen wusste ich schon vor der Gründung unserer Firma, dass ich sie konnte: Immerhin schreibe ich vielgekaufte Bücher seit Hypertext und Hypermedia 1989, und ich unterrichte Usabilitykurse und biete Usabilityberatung schon seit 1983 an. (Einer der wenigen Vorteile der schlechten Bezahlung als Universitätsprofessor ist, dass man hoch motiviert ist, nebenbei auch noch etwas Erfahrung in der «realen» Welt der Branche zu sammeln.)

Am meisten bin ich auf unser Team bei der Nielsen Norman Group stolz. Es ist fantastisch, dass so viele unglaublich talentierte Leute Mitglieder des Konzerns geworden sind und schon so viele Jahre bei uns geblieben sind.

Was werden die nächsten 10 Jahre bringen? Niemand weiss das. Es kann immer Schwierigkeiten geben wie 2001, als die Dot-com-Blase zerplatzte, gerade als die Nielsen Norman Group in eine weltweite Tagungsreihe investierte. Wir haben das damals gut bewältigt; in der Tat haben wir bis jetzt jedes Jahr gut abgeschnitten.

Ganz gleich, wie die generelle Zukunftsperspektive aussehen mag, ich glaube, dass die Zukunft für Usability extrem vielversprechend ist und zwar aus dem einfachen Grund, dass sie funktioniert und den Firmen, die sich ihr widmen, eine extrem profitable Rendite bietet. Ich glaube auch, dass die Nielsen Norman Group gut positioniert ist, um diese Wachstumskurve voll nutzen zu können und im zweiten Jahrzehnt sogar noch mehr zu erreichen.

Wir werden natürlich neue Themen untersuchen wie z. B. Multimedia-Usability und den mobilen Zugriff auf Websites und Intranets. Aber wir werden unseren Fokus auf die Brot-und-Butter-Themen behalten, die den absoluten Grossteil der Online-Gewinne ausmachen: Schreiben fürs Web, Informationsarchitektur, Websites vereinfachen, Intranet-Usability, Anwendungsdesign und E-Mail-Newsletter. Solche Themen werden nie aus der Mode geraten; tatsächlich sind sie wichtiger als jeder kurzlebige Trend, der die Blogosphäre in diesem oder jenen Jahr mal in Aufregung versetzen mag.

Die Grundlagen sind vielleicht bereits gut etabliert, aber dennoch verstehen die meisten Firmen sie falsch, also müssen wir weiter daran arbeiten, dass das alltägliche Nutzererlebnis besser zu den Menschen passt. Genau das ist und bleibt das Hauptanliegen der Nielsen Norman Group.

© Deutsche Version von Jakob Nielsens Alertbox. Institut für Software-Ergonomie und Usability AG. Alle Rechte vorbehalten.