Karussells und Akkordeons, die sich automatisch weiterdrehen, nerven die Nutzer und reduzieren die Sichtbarkeit
Karussells und Akkordeons, die sich automatisch weiterdrehen, nerven die Nutzer und reduzieren die Sichtbarkeit

Karussells und Akkordeons, die sich automatisch weiterdrehen, nerven die Nutzer und reduzieren die Sichtbarkeit

Das Ziel der Nutzerin war ganz oben auf der Seite in Schriftgrösse 98 aufgeführt. Eigentlich unübersehbar. Aber sie hat die Information nicht gefunden, da das Element sich von selbst weiterdrehte, anstatt still zu stehen.

by Jakob Nielsen (deutsche Übersetzung) – 19.01.2013

Kürzlich haben wir in Grossbritannien eine Usability-Studie durchgeführt, bei der eine Nutzerin sich an der folgenden Aufgabe versuchte: «Hat Siemens Sonderangebote bei Waschmaschinen?»

Ohne grosse Probleme erreichte die Nutzerin die Startseite für Siemens-Hausgeräte in Grossbritannien:

Was meinen Sie? Konnte die Nutzerin die Frage beantworten? Man sollte meinen: ja, denn das grösste Element auf der Seite, sowohl vom Platzbedarf als auch nach der Schriftgrösse, war ein Angebot über 100£ Rabatt auf «ausgewählte Siemens Hausgeräte», daneben ein grosses Foto einer Waschmaschine. Um sicher zu gehen, gibt es das gleiche Angebot noch einmal in Form einer kleineren Werbeanzeige am rechten Rand.

Trotzdem konnte die Nutzerin die Aufgabe nicht lösen. Nach einem ausgiebigen Besuch der Website – und langem Betrachten der Startseite – gab die Nutzerin auf und nahm an, dass Siemens keine Sonderangebote für sie hätte. (Ihr abschliessender Kommentar? «Ich würde mich nicht für ein Siemens Hausgerät entscheiden – es sei denn, ich wäre sehr reich.»)

Kleine Werbe-Box: Ignoriert

Die kleine Werbeanzeige auf der rechten Seite können wir getrost vernachlässigen. Wir brauchen nicht einmal einen Test durchzuführen, um zu wissen, dass die meisten Nutzer dieses Designelement aus drei Gründen ignorieren:

Das grosse, karussellartige Akkordeon: Ignoriert

Wie der Bildschirmausdruck weiter oben zeigt, gibt es zwei Argumente gegen das grosse Element auf der Seite: Es hat ein ausgefallenes Format (was oft ignoriert wird) und sieht aus wie ein Werbebanner.

Um aber den eigentlichen Konversionskiller zu entlarven, braucht man einen weiteren Hinweis, der im statischen Bildschirmausdruck nicht sichtbar ist:

Das ist tödlich. Akkordeons und Karussells sollten erst dann ein neues Element zeigen, wenn der Nutzer es abruft. Ansonsten sollten sie still stehen und die Nutzer in Ruhe die Informationen lesen lassen, ohne dass ihnen den Boden unter den Füssen weggezogen wird. Unsere Nutzerin sagte über das grosse Element, das auf der Startseite von Siemens rotierte: «Ich hatte gar keine Zeit, es zu lesen. Es wurde zu schnell ausgeblendet.»

Das automatische Weiterdehen bringt viele Usability-Probleme mit sich:

Am wichtigsten ist aber die Tatsache, dass die Nutzer das Element ignorieren, eben weil es sich bewegt, denn sie nehmen an, dass es sich um Werbung handelt.

In meinem Beispiel hat die Nutzerin das 100£-Angebot beim ersten Überfliegen der Startseite nicht gesehen. Sie hat dann ein wenig heruntergescrollt und deshalb das komplette Element während des restlichen Besuchs auf der Startseite nicht mehr gesehen.

Zu dem nicht funktionierenden Design des grossen Elements kommt eine Verwendung von inhaltsleerem Text hinzu, die noch schlimmer ist als bei der kleinen Anzeige rechts. Im Akkordeon steht die nichtssagende Phrase «Rewarding.Life.Style» als Linktext auf dem Button, der zur Angebotsseite weiterführt.

Leere Worte sind immer wertlos, aber wenn man bedenkt, wie wenig die Nutzer auf einer Website lesen, ist es einfach nur furchtbar, leere Worte ausgerechnet für einen Link zu verwenden. Die Informationsfährte ist eine der wichtigsten Eigenschaften einer erfolgreichen Navigation: Die Leute klicken nur solche Links an, die a) sinnvoll sind und b) etwas beschreiben, das sie haben wollen.

Das Design in unserem Beispiel ist in sehr vielen Punkten mangelhaft, aber für mich ist das Schlimmste, dass sich etwas bewegt, das eigentlich stillstehen sollte. Es ist traurig, dass zusätzliches Geld investiert wurde, um das Design mit schädlichen Bewegungsfunktionen aufzumotzen, statt mit einfachen Texten und Bildern das gute Angebot des Unternehmens klar zu kommunizieren.

© Deutsche Version von Jakob Nielsens Alertbox. Institut für Software-Ergonomie und Usability AG. Alle Rechte vorbehalten.