Akkordeons sind nicht immer die Antwort auf komplexe Desktop-Inhalte
Akkordeons sind nicht immer die Antwort auf komplexe Desktop-Inhalte

Akkordeons sind nicht immer die Antwort auf komplexe Desktop-Inhalte

Längere Seiten können für Nutzer von Vorteil sein. Akkordeon-Menüs verkürzen Seiten und reduzieren das Scrolling, aber sie steigern die Interaktionskosten, weil sich Nutzer anhand der Themen-Überschriften entscheiden müssen.

by Hoa Loranger (deutsche Übersetzung) – 18.05.2014

Ein Akkordeon-Menü ist eine vertikal angeordnete Liste mit Überschriften, die «on click» Inhalte anzeigen oder verbergen. Es ist eine von vielen Möglichkeiten, wie Sie Inhalte in einer progressiven Art präsentieren können. Wenn man den Nutzern ermöglicht, Kontrolle über den Inhalt zu haben, erlaubt man ihnen sich selbst zu entscheiden, was sie lesen und was sie ignorieren wollen. Den Nutzern diese Kontrolle zu geben, ist auf Platz 3 der Top Heuristischen Methoden (engl.) für eine nutzerfreundliche Gestaltung. In der Theorie klingt dieses Konzept einigermassen Nutzer- bzw. Menschenzentriert.

jqueryui.com: Das hier ist ein Beispiel für ein Akkordeon. In der Theorie ist das eine gute Methode, Inhalte darzustellen. Indem man den Leuten erlaubt, zu kontrollieren, was sie sehen und was verborgen bleibt, fühlen sich die Informationen weniger überwältigend an.

Es gibt bei langen Seiten mit vielen Inhalten weitere Vorteile bei der Verwendung von Akkordeons:

Die wichtigsten Usability-Probleme mit Akkordeons

Obwohl Akkordeons ideal für die Darstellung komplexer Inhalte erscheinen mögen, sind sie ebenso wie viele andere Widgets und Implementierungen keine One-Size-Fits-All-Lösungen. Denn Akkordeons haben massive Nachteile.

Mythen über das Scrollen und Seiten mit langem Content auf dem Desktop

Viele Website-Besitzer implementieren Akkordeons aus den falschen Gründen.

Aus unserem Forschungsbericht (engl.) «Wie die Menschen im Netz lesen: Der Eyetracking-Beweis»: Dieses Beispiel illustriert, wie weit die Menschen auf einer Seite lesen und blättern, wo die Daten relevant und korrekt fürs Web formatiert sind.

Kriterien für die Anwendung von Akkordeons

Der beste Ausgangspunkt, um zu entscheiden, ob man ein Akkordeon verwenden sollte, ist es, die häufigsten und komplexesten Nutzerszenarien zu verstehen. Diese werden Ihnen dabei helfen, herauszufinden, ob Akkordeons sich eignen oder nicht. Einige der wichtigsten Aspekte sind im Folgenden aufgeführt:

Akkordeons sollte vermieden werden, wenn Ihre Nutzer die meisten oder alle Inhalte auf der Seite benötigen, damit ihre Fragen beantwortet werden. Es ist besser, alle Inhalte auf der Seite auf einmal zu zeigen, wenn sich das für den Nutzungsfall besser eignet. In solchen Fällen sollten Sie sich nicht zu viele Sorgen über die Länge der Seite machen. Die Relevanz ist wichtiger als die Länge der Seite. Ersparen Sie den Leuten den Stress, vergeblich auf Links zu klicken, wenn sie die Absicht haben, den gesamten Inhalt während einer Nutzung zu erfassen. So lange die Inhalte auf einer Seite in Beziehung zum Thema stehen, relevant und korrekt fürs Web formatiert sind, werden die Leute gerne durch die Seite blättern.

NewYorkcares.org: Hier gibt es nicht genügend Inhalte, die ein Akkordeon rechtfertigen würden. Den gesamten Inhalt auf einmal zu zeigen, würde die Seite etwas länger machen, aber eben auch hilfreiche Informationen enthüllen, die die Leute so verpassen werden.

Wenn Ihre Seiten extrem lang sind, ist das Akkordeon vielleicht nicht das richtige Widget. Vielleicht brauchen Sie einen anderen Ansatz für die Navigation. Beispielsweise können Sie die Informationen über mehrere, einfacher zu bewältigende Seiten verteilen. Vermeiden Sie jedoch die Versuchung, ins Extrem zu gehen, indem Sie die Inhalte in winzig kurze Seiten aufteilen.

Wenn Sie Akkordeons nutzen, stellen Sie sicher, dass Sie den Nutzern die Möglichkeit geben, mehrere Bereiche gleichzeitig zu öffnen, damit mehrere Inhalte leicht verfügbar sind. Geöffnete oder geschlossene Elemente sollten in diesem Zustand bleiben, bis der Anwender das ändert.

Akkordeons sind besser geeignet, wenn die Leute nur ein paar wichtige Inhalte auf einer einzigen Seite brauchen. Wenn man die meisten Inhalte versteckt, können sich die Nutzer über längere Zeit auf die wenigen wichtigen Themen konzentrieren.

Eine andere Situation, in der Akkordeons hilfreich sind, ist es, wenn die Informationen auf sehr kleine Räume beschränkt sind, wie auf mobilen Geräten. Auf kleinen Bildschirmen hören die Leute oft auf, zu scrollen, bevor sie am Ende einer sehr langen Seite angekommen sind. Wenn die Seite mehrere nur vage miteinander in Verbindung stehen, können die Nutzer oft nur vermuten, ob die Informationen, an denen sie interessiert sind, irgendwo unten auf der Seite sind, und dann verlassen sie die Seite, anstatt alles zu scannen. In solchen Fällen gehen extrem lange Seiten zu Lasten der Usability. Die Informationen herunterzubrechen ist eine bessere Alternative: Es minimiert übermässiges Scrollen und gibt den Nutzern einen Überblick über die Inhalte, die auf der Seite zur Verfügung stehen. Das Lesen auf mobilen Geräten ist doppelt so schwer, und die durch Akkordeons vorgesehene Mini-IA, die von den Akkordeons geboten wird, hilft den Lesern dabei, die Struktur der Seite zu verstehen, und dabei, dass sie sich auf die relevanten Teile konzentrieren.

Fazit

Akkordeons scheinen eine gute Lösung zu sein für eine Verkürzung von langen Inhalts-Seiten. In vielen Situationen jedoch, in denen der gesamte Inhalt der Seite für die Nutzer relevant ist, ist es eher von Vorteil, alle Inhalte auf einmal zu zeigen, auf wenn die Seiten dann länger werden. Auf dem Desktop ist es leichter, einfach die Seite durchzuscrollen, als zu entscheiden, auf welche Themen man klicken will. Unsere Studien zur Nutzerfreundlichkeit und unsere Eyetracking-Forschung zeigen, dass die Leute scrollen, wenn die Informationen wertvoll und richtig für das Scannen formatiert sind.

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