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07.06.2010

Bedeutet SharePoint das Ende des Intranet-Designs?

Da Intranetprojekte von leistungsstarken Anwendungsplattformen profitieren, sollten sich die Teams darauf konzentrieren, das Nutzererlebnis für spezifische Unternehmensbelange zu optimieren; das zeigen vier siegreiche Beispiele.

 

by Jakob Nielsen (deutsche Übersetzung) - 07.06.2010

 

Bei den letzten Usability-Tagungen haben mich mehrere Teilnehmer gefragt, ob in Anbetracht des Trends, dass immer mehr Intranets mit Hilfe von SharePoint entworfen werden, die Aussichten für Intranet-Designer düster seien.

Es stimmt, dass es weniger Arbeit ist, auf Basis eines intranet-optimierten Systems etwas zu entwerfen, als ein Intranet von Grund auf aufzubauen oder es aus einem Haufen von Werkzeugen für Websites zusammenzuleimen. Aber weniger Arbeit heisst nicht gar keine Arbeit. Und ganz bestimmt bedeutet es nicht keine Usability-Arbeit.

Die Grundlage für jegliche Usability besteht darin, dem Design zwei Fragen zuzuordnen: Wer sind die Nutzer und was sind ihre Aufgaben? Die Antworten zeigen, wie sich Intranets von Websites unterscheiden:

  • Nutzer = Mitarbeiter anstelle von Kunden
  • Aufgaben = Arbeit anstelle von Einkaufen

Diese Unterschiede zeigen, warum besondere Usability-Richtlinien für Intranets sinnvoll sind, und warum Produkte wie SharePoint existieren. (Andere Anbieter liefern ähnliche Lösungen; ich spreche hier von SharePoint, weil es unter den Gewinnern unseres jährlichen Usability-Wettbewerbs zum Intranet-Design die am häufigsten verwendete Plattform war. Wir unterstützen nicht eine spezielle Software.)

Intranets unterscheiden sich

Obwohl auf hoher Ebene Ähnlichkeiten zwischen den Intranets bestehen, tauchen viele Unterschiede auf, sobald wir uns etwas in die Details vertiefen. Betrachten Sie als Beispiel folgende vier Intranets, die sich alle unter den Gewinnern von 2010 befanden! Sie alle verwenden SharePoint, aber sie sehen nicht alle genau gleich aus:

Intranets basierend auf SharePoint

Die Unterschiede gehen weit über oberflächliche Merkmale, wie Farbschema und Bildwahl, hinaus. Die beiden unteren Intranets erscheinen mit ihren vielen Widgets auf der Seite eher wie Portale, die beiden oberen dagegen sehen mehr wie Startseiten (Homepages) aus.

Ausserdem wählten die Intranets unterschiedliche Tools als so wichtig aus, dass sie auf der Startseite platziert sind: hier zum Beispiel einen Kalender und da eine Strassenkarte.

Schauen wir uns einmal die Haupt-Navigationskategorien an:

Huron Consulting Group

Enbridge

SCANA Corp.Jet Propulsion Laboratory
Our PeopleMe & My CareerHealth, Wealth & CareerEmployee Center
Our CompanyOur PeopleAbout SCANATools & Services
Employee ServicePolicies & ProceduresDepartmentsNewsfeeds
Human ResourcesNews & EventsTools & ResourcesLine Orgs
Marketing & Business DevelopmentAbout EnbridgeOur CommunityProjects
Client ManagementApplication LinksInterest & Work Groups
Support & ResourcesBookmarks


Wie schon diese kleine Auswahl zeigt, sind einige Navigationskategorien - wie zum Beispiel "Über X" und Personalabteilung - bei Intranets recht häufig. Eine grössere Anzahl davon finden Sie in unserer Analyse der Informationsarchitektur von 56 Intranets.

Es gibt andererseits aber auch viele auffallende Unterschiede. So passt zum Beispiel ein Hauptmenüpunkt "Kundenverwaltung" nur zu einem Consulting-Unternehmen. Und eine Kategorie "Interessen" ist bei einer wissenschaftlich orientierten Organisation wie JPL angemessener als bei vielen Organisationen des gewöhnlichen Geschäftslebens.

Selbst so grundlegende Design-Entscheidungen werden also durch das Wesen der Organisation bedingt.

Eine Untersuchung von detaillierteren Aspekten des Intranetsdesigns zeigt weitere Unterschiede auf. So haben zum Beispiel die meisten Intranets ein Mitarbeiterverzeichnis, jedoch unterscheiden sich die für die Mitarbeitersuche verwendeten Kriterien drastisch. Wissens-intensive Organisationen legen oft grossen Wert darauf, Kollegen nach ihrer Expertise finden zu können, wohingegen andere Arten von Organisationen eher andere Attribute für wichtiger erachten.Gleichermassen hängen die Informationen, die auf den Profilseiten der einzelnen Mitarbeiter angezeigt werden, nicht nur von der jeweiligen Branche ab, sondern unterscheiden sich auch je nach Firmenkultur.

Es sind also noch unzählige Designentscheidungen zu treffen, auch wenn sich eine Firma für eine Plattform wie zum Beispiel SharePoint entschieden hat. Und diese Entscheidungen können einen riesen Einfluss haben auf die Produktivität der Mitarbeiter und den Erfolg des Intranets.

Tatsächlich gilt wohl Folgendes: Je leichter es wird, die grundlegende Infrastruktur des Intranets zu entwerfen, desto wichtiger wird es, das Ganze dann auch mit den nützlichsten Funktionen zu bestücken, die möglich sind, und effiziente Nutzeroberflächen für diese Funktionen zu entwerfen. Die Intranets der Zukunft werden vielleicht weniger Programmierarbeit verlangen, aber sie werden definitiv umso mehr Arbeit im Bereich des Nutzererlebnisses benötigen.

 

© Deutsche Version von Jakob Nielsens Alertbox. Institut für Software-Ergonomie und Usability AG. Alle Rechte vorbehalten.

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