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08.06.2014

Vermeiden Sie eine formatbasierte Hauptnavigation

Eine Website mit formatbasierter Navigation wie zum Beispiel einem Link zu Videos in der Hauptnavigation, hat zuwenig Kontext und beeinträchtigt so das Informations-Gespür themenfokussierter Nutzer.

Informationen organisieren

© CandyBox Images - Fotolia.com

 

by Aurora Bedford (deutsche Übersetzung) - 08.06.2014

 

Auf der Landingpage einer Webseite evaluieren die meisten Nutzer die Hauptnavigation und entscheiden sich entsprechend Ihrem Informations-Gespür, welche der Kategorien am ehesten ihren Bedürfnissen entspricht. Auf dieser Ebene spielt es für die Nutzer, die an einem bestimmten Thema interessiert sind keine Rolle, in welchem Format die Informationen geliefert werden. Denn sie fokussieren darauf, Antworten auf ihre Fragen zu finden. Aus diesem Grund ist es für informationsorientierte Websites ein Nachteil, eine formatbasierte Hauptnavigation zuoberst in der Informationsarchitektur zu haben.

Ganz anders sieht die Situation auf tieferen Ebenen aus. Wenn ein Nutzer erstmal die Seite gefunden hat die ihn interessiert, ist eine Navigation zu zusätzlichen Inhalten dieses Themas in verschiedenen Formaten sinnvoll. Ein Beispiel: Die Polarbären Seite einer Zoo-Website könnte Links zu Fotos der Bären oder einer Live-Cam beinhalten. Auf einer Website für Gärtner, kann auf der Produktseite für spezielle Blumenvariationen ein Link sein, der zu Fotos von Kundengärten leitet. Diese Links geben nicht nur Aufschluss über das Format des Zielinhalts, die Platzierung innerhalb des Inhaltbereiches gibt ihnen auch den nötigen Kontext. Bei den oberen Ebenen der Informationsarchitektur ist dieser Kontext meist nicht spezifisch genug, um hilfreich zu sein.

Generische Formatbezeichnungen beeinträchtigen das Informations-Gespür

Das wohl meist gesehene Beispiel einer generischen Formatbezeichnung in der Navigationsleiste ist der Link Videos. Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dass das zur Verfügung stellen einer eigenständigen Video-Galerie die Video-Interaktion erhöht, nur weil die Nutzer in der Hauptnavigation sehen, dass Videos angeboten werden. In Realität ist dies nämlich nur die halbe Wahrheit: Ja, Nutzer mögen zwar sehen, dass es auf dieser Website Videos gibt, aber dieses Label alleine überzeugt eigentlich niemanden davon diese Rubrik zu wählen. Denn zu diesem Zeitpunkt gibt es noch keine Details darüber, welche Informationen sich in diesen Videos befinden.

B2B und Firmenwebsites, die einen Service oder ein Produkt (physisch oder digital) anbieten, treten oftmals in diese Falle beim Versuch, Vorführvideos oder Kundenmeinungen zeigen zu wollen. Besonders für Firmen die Videos aus unterschiedlichen Kategorien zeigen wollen, ist es sehr verlockend, die ganze Videorubrik mit einem Link in der Hauptnavigation einzubetten. Sie sollten immer daran denken, was ihre Website anbietet, wenn ein Nutzer die Site zum ersten Mal besucht. Die Hauptnavigation sollte Auskunft darüber geben, was diese Firma tut, was sie anbietet und welche Informationen auf dieser Website zu finden sind. Das Label Video alleine zeigt niemandem, dass es Kunden-, Vorführ-, Produktvideos oder sonstige gibt.

Für Nutzer, die mehr über ein Produkt oder eine Dienstleistung erfahren möchten, wäre es ein suboptimales Verhalten, ein so vages Label wie Videos anzuklicken: Die Interaktionskosten (engl.) um auf eine Rubrik zu navigieren, deren Inhalt unbekannt ist, sind zu hoch.

Navigation sollte nicht wie eine Schachtel Pralinen sein: Die Nutzer müssen wissen, was sie bekommen, bevor sie zubeissen (klicken). Nutzer, die Kundenmeinungen sehen möchten, wissen ja zum Beispiel gar nicht, dass diese im Videoformat angeboten werden, deshalb erwägen sie auch nicht, auf Videos zu klicken nur um zu schauen, ob sich die Information dort befindet.
Links wie Funktion, Vorteile, Kundenempfehlungen und FAQ machen einen besseren Job, weil der Nutzer sofort weiss, welche Art von Informationen er durch das Anklicken erhält. Der generische Video Link hingegen gibt keinen Aufschluss darüber ob die Videos mit der Information, die der Nutzer sucht, zusammenhängen. Kurzgesagt: Die Nutzer schätzen jede Menüoption ab und wählen diejenige, die den höchsten Profit für den Klick verspricht (im Bezug auf das Liefern von wertvoller und ausschlaggebender Information).

Hauptnavigation von Robstep

Der Video Link in der Hauptnavigation Robstep Website, gibt keine Information über den Inhalt der Videos. (Die Bezeichnung in singular suggeriert ausserdem den Eindruck dass es nur ein Video gibt, obwohl es eigentlich drei Videos innerhalb eines Karussells sind). Die Links für Robstep Robin M1 (Produktname) oder FAQ sind viel attraktivere Optionen in der Navigation für User die mehr über die Produkte erfahren möchten.

Hauptnavigation von epicurious

Ähnlich der Video Link von Epicurious in der Hauptnavigation. Entgegen Recipes & Menus und Articles & Guides, besitzt die Video kein Drop-down- oder Mega-Menu, um tiefere Ebenen und Einsicht auf die Art des verfügbaren Inhalts zu geben.

Es ist interessant zu beachten, dass ein Video Link auf einer Webseite als ganz normal betrachtet wird, während andere Formate wie zum Beispiel PDF (engl.) als offenbar nicht hilfreich erkannt wurden und auf (hoffentlich!) keiner Seite in der Navigation verlinkt werden.

Das Fokussieren auf Formate schadet der Findbarkeit

Eine formatbasierte Navigationsstruktur drängt den Nutzer dazu, auf das Format des Inhalts zu achten, statt auf den Inhalt selbst. Wenn die Inhalte nach Format sortiert sind, muss der User erraten in welchem Format ein bestimmtes Thema dargestellt wird. Stellen Sie sich vor, Sie würden in einen Lebensmittelladen gehen in dem alles nach der Verpackungsart sortiert wäre: "Schachteln", "Büchsen", "Flaschen", "Kartons", "Gläser", "Tüten", und so weiter. Wenn Sie also in der Tütenabteilung nach Chips suchen, werden Sie keine Pringels finden, denn diese kommen in Kanistern.

Im folgenden Beispiel von The Home Depot ist es unklar, ob die formatbasierenden Sektionen dieselben Subkategorien von Informationen beinhalten. Folglich müssen Nutzer erraten, ob die gesuchte Information in einem Video, einem Guide etc. präsentiert wird. Das ist schrecklich: Eine Website sollte niemals den Nutzer dazu bringen, spekulieren zu müssen, wo der Designer die gewünschte Information wohl dargestellt hat.

Navigation der How-To Sektion

In der How-To-Sektion auf der The Home Depot Website, drängt die formatbasierte Struktur den User dazu sich zu entscheiden, ob er eine Anleitung, einen Ratgeber, ein Video usw. sehen möchte. Hier sollten User die Möglichkeit haben, zuerst das gewünschte Projekt auszuwählen und danach über das verfügbare Format zu entscheiden.

Format-Silos verursachen zusätzliche Klicks

Formatbasierte Navigation lenkt die Nutzer nicht nur von ihrem eigentlichen Vorhaben ab, die gesuchten Informationen zu finden, sondern verursacht zusätzliche Arbeit für diejenigen, die den Inhalt eines Themas auf verschiedene Wege konsumieren möchten. Wegen der Erstellung dieser Format-Silos müssen die Nutzer mühsam zu jeder einzelnen Rubrik navigieren und dort jedes Mal nach den gewünschten Informationen suchen.

Hauptnavigation von Engender Health

Die Hauptnavigation von Engender Health, liefert individuellen Inhalt für jedes Thema das gewählt wird. Die Our Work Sektion beschreibt jedes einzelne Thema. Die Our Stories, Our Videos, und Publications and Resources Sektionen enthalten eine Subnavigation für jedes einzelne Thema. Das Media Center führt zu noch weiterer Verwirrung, da die User dies als Sammlung von Medieninhalt (z.B. Videos) interpretieren können, obwohl es eigentlich für jene Kunden gedacht ist, die in der Medienindustrie arbeiten.

Eine Möglichkeit, die Nutzern erlaubt, zwischen den einzelnen Seiten hin und her zu navigieren, ist das Hinzufügen von Querverweisen zu der gewünschten Stelle. Obwohl diese Links im Seiteninhalt zu verwandten Videos oder anderen Inhalten das Entdecken der verschiedenen Formate erleichtert, ist es trotzdem eine Belastung, wenn der Nutzer zwischen den verschiedenen Bereichen der Website hin- und herspringen muss, um alle Inhalte zu konsumieren.

Es stellen sich also 2 Design-Herausforderungen: (1) Die Nutzer auf den relevanten Link aufmerksam zu machen (eine oft gesehene Möglichkeit ist eine Seitenleiste auf der rechten Seite, diese wird aber aufgrund der right-rail blindness (engl.) oft übersehen. (2) Genügend Information zu liefern, die den Nutzer zum Klicken verleitet.

Unterseiten von Engender Health

In der Our Work Sektion der „Engender Health“ Website, findet man den Querverweis für ein relevantes Video in der oft übersehenen rechten Seitenleiste. Dieser Link führt den User auf die Unterseite Digital Stories. Auf dieser Unterseite sind 11 Videos und sie alle unterscheiden sich von Videos in Our Videos. User die sich gerne alle Videos zum Thema ansehen möchten, müssen also alle Sektionen der Website nach Videos durchsuchen.

Eine bessere Lösung wäre es, den Nutzer zu einem Thema navigieren zu lassen und dort alle Inhalte in den verschiedenen Formaten bereitzustellen: Beschreibungen, Bilder, eingebettete Videos, Dokumente zum Download und so weiter. Eye Tracking-Daten haben gezeigt, dass Nutzer, die ein Video sehen leicht abzulenken sind und damit fortfahren, sich den übrigen Bildschirminhalt anzusehen. Aufgabenfokussierte und wissenshungrige Internetnutzer lesen und scrollen schnell. Die Bereitstellung von low-end media (engl.) wie Text und Bilder, die sich Multitasking-User während des Videos ansehen können generiert eine informationsreichere Erfahrung als eine Stand-Alone-Gallerie oder ein Video Player.

Das Einbetten von Videos in den Seiteninhalt platziert dieses auch in direktem Zusammenhang mit dem Inhalt und ermöglicht den Inhalt des Videos zu beschreiben und dem Nutzer zu zeigen weshalb er sich dieses Video ansehen sollte. Das Ansehen eines Videos bedeutet mehr Hingabe als das Ansehen von Text und Bildern. Diese detaillierten Beschreibungen helfen dem Nutzern dabei, sich zu versichern dass die Zeit gut investiert ist.

Features-Seite bei Gmail

Während dem durchscrollen dieser langen Website über Google Features, haben die User in unserer Studie zuerst den Text und die Bilder der Features angesehen, bevor sie sich entschieden haben das Video dazu anzusehen. (Dieses Video öffnete, wie immer, ein modales Fenster in dem es gespielt wurde; Eine bessere Möglichkeit wäre es, das Video direkt in der Seite erscheinen einzubetten. Dies würde es dem User erleichtern, zum nächsten Feature zu scrollen, sogar noch während das Video endet.)

Unter Vorbehalt: Formatbasiertes Browsen

Die Erörterungen und Empfehlungen in diesem Artikel sind dann gültig, wenn Nuter nach einem spezifischen Inhalt suchen.

Auf den meisten Webseiten zeigen sich zwei Verhaltensweisen von Nutzern: Browsen und Informationssuche. Beim Browsen besucht ein Nutzer die Website und konsumiert einen beliebigen Inhalt, den die Seite für ihn bereitstellt: Browser können die neuesten Nachrichten prüfen, eine TV Serie ansehen oder Dinge einkaufen. Bei der Informationssuche sind die User daran interessiert, eine ganz bestimmte Information zu finden, sie sind Themengetrieben. Was braucht man um an dieser Universität angenommen zu werden, wie koche ich ein Ei vollkommen hart? Das sind Beispiele für Informationssuchen.

Formatbasierte Navigation funktioniert dort, wo User hauptsächlich browsen. Mitglieder eines TV-Netzwerks zum Beispiel, die sich online eine Show ansehen wollen (wahrscheinlich ist die Auswahl dort gross). Auf dieser Website ist eine Videosektion, in der man einfach die gesuchte Show auswählen kann, sinnvoller, als die Nutzer auf der Seite mit den ganzen Informationen über die Show suchen zu lassen, ob die neueste Folge schon verfügbar ist. Ähnlich mit Usern die eine Seite mit dem neusten Klatsch und Tratsch der Stars besuchen. Diese möchten sich oftmals die neusten Fotos ansehen, egal um wen es sich dabei handelt. Daher ist es sinnvoll den Link Fotos in der Hauptnavigation aufzuführen.

Ein gutes Webdesign basiert auf dem Wissen über das Verhalten der User. Eine Website kann für beide sein, Browser und Informationssucher. Meistens jedoch, besteht die Mehrheit der User aus einer der Kategorien. Wenn die Mehrheit aus Informationssuchern besteht, lohnt es sich nicht die Seite für die Browser zu optimieren und umgekehrt. Denken Sie immer daran, die Ziele und Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe zu kennen und die Website dafür anzupassen, und nicht einfach eine Navigation basierend auf den verschiedenen Inhalten ihrer Organisation zu erstellen.

In Situ, nicht in Silos

Videos und andere Inhaltsformate können eine grossartige Ergänzung zu Texten und Fotos sein. Sie müssen aber stets gut platziert und mit dem Inhalt in Verbindung gebracht werden um von Informationssuchern entdeckt und konsumiert zu werden. Eine allgemeine formatbasierende Navigation in der Haupt- oder Subnavigation ist nicht sehr ansprechend für die User, da diese an einer hohen Anzahl realen Inhalts nicht interessiert sind. Konzentrieren Sie sich stattdessen, die User auf den Inhalt zu führen, der ihren Vorhaben entspricht und präsentieren Sie diese Inhalte mit der Möglichkeit ein Video zu sehen, eine Beschreibung herunterzuladen, einen relevanten Artikel zu lesen, einer Schritt für Schritt Anleitung zu drucken und so weiter.

 

© Deutsche Version. Institut für Software-Ergonomie und Usability AG. Alle Rechte vorbehalten.

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