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09.06.2013

Interessante Fakten machen Websites attraktiver

Die Nutzer sind online auf der Jagd nach Fakten, daher ziehen faktenreiche Inhalte die Leser an und halten ihre Aufmerksamkeit.

© Robert Kneschke - Fotolia.com

 

by Jakob Nielsen (deutsche Übersetzung) - 09.06.2013

 

Wenn man bedenkt, dass die Nutzer so gut wie gar keine Zeit auf einer durchschnittlichen Webseite verbringen, stellt sich die Frage, wie man die Menschen dazu bringt, die Seiten Ihrer Website auch tatsächlich zu lesen?

Legen Sie Wert auf Fakten. Bei dem vielen Blabla im Internet stechen klare Worte heraus.

Zwei unserer Studien bieten aussagekräftige Beispiele, wie die Nutzer Informationen suchen: Eine Studie testete Journalisten und die andere testete Menschen, die die Investor-Relations-(IR)-Seiten auf einer Firmenwebsite benutzt haben.

Journalisten: die ultimativen Informationssucher

Wenn Journalisten für unseren Test Firmenwebsites benutzt haben, waren sie hauptsächlich daran interessiert, Fakten zu finden. Manchmal fielen diese Informationen aus dem Rahmen und riefen ein "Das wusste ich ja gar nicht!" hervor. Manchmal bestanden die Informationen auch nur im Alter des Geschäftsführers.

Journalisten überfliegen typischerweise die Textpassagen, die zu sehr nach Marketing klingen. Solchen Informationen gegenüber stehen sie immer misstrauisch (und manchmal zynisch) gegenüber:

"Wir müssen die Firmen charakterisieren und nicht nur sagen, was sie sagen. Ich suche nach Fakten... Wenn sie versuchen, eine unangenehme Tatsache zu vertuschen, kann man das riechen."

Auf der Website von Fidelity gefielen einem Journalisten die einfachen Fakten zu den Fonds, da sie seinen Lesern einen Zusammenhang vermitteln:

"Mir gefällt dieser Teil: 'Wir haben 290 Fonds.' Das ist ein Fakt... Ich werde mir das ausdrucken. Ich mag Fakten."

Ein Journalist war beeindruckt davon, wie die Website von Wal-Mart die finanziellen Informationen im Jahresbericht erläuterte:

"Das ist gut, da die Zahlen erklärt werden und das sind die wichtigen Zahlen, die die Leute wissen wollen. Gut, dass sie da offen mit umgehen. Hier kann ich sehen, dass ihr Absatz über 137 Milliarden $ beträgt und dass er seit dem letzten Jahr gestiegen ist. Gut, dass sie hervorheben, dass die Umsätze gestiegen sind, sogar um 20%."

Ein Journalist, der die Website von BMW besuchte, zeigte sich beeindruckt von der Gründlichkeit der Sicherheitsinformationen:

"Sicherheitsstatistiken - das würde ich als gute Information ansehen. Ich denke, einer der Gründe, warum die Leute ein teures Auto kaufen, ist, dass sie bei einem Unfall besser geschützt sind oder dass es hilft, einen Unfall zu vermeiden... Das ist wirklich eine genaue Information und nicht nur eine Verkaufsmasche. Den Ausdruck 'Knautschzone' würde ich in meinem Artikel verwenden... Alles über die Beleuchtung, das sind alles High-Tech-Dinge, die meine Leser sicher interessant finden werden. Das ist genau die Art von Details, nach denen ich suchen würde."

Sicherheitsinfos von BMW

Bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h (62 mph) legt ein Auto der Zeit, die man braucht, um von der Strasse weg auf den Tachometer zu gucken, eine Strecke von 28 m (92 Fuss) zurück. Dieses Detail ist nicht nur ein Verkaufsargument für die Kopf-hoch-Anzeige von BMW; es ist auch genau der überzeugende Inhalt, der die Journalisten in unserer PR-Studie angesprochen hat. Auch Verbraucher fühlen sich davon angesprochen.

IR-Seiten: Auf der Suche nach Unternehmensinformationen

Als wir die IR-Seiten getestet haben, fanden wir heraus, dass Investoren und Finanzanalysten erwarten, die relevanten Informationen zum Unternehmen gleich parat zu haben. Auf einer IR-Seite ist es fatal, wenn Sie Leser lediglich mit einer Vielzahl von Links bombardieren, ohne auch Inhalte anzubieten. Bei so einer Strategie müssen die Nutzer viel zu hart arbeiten, um an die Informationen zu gelangen, die sie benötigen. Es ist in Ordnung, wenn Sie Links zu speziellen Informationen bereitstellen, aber Sie sollten auch einen Überblick bieten.

Dieser Überblick sollten Antworten auf die wichtigsten Fragen geben, wie zum Beispiel:

  • Zweck des Unternehmens
  • Unternehmensalter
  • Grösse (einschliesslich Anzahl der Mitarbeiter und Standorte)
  • Stammsitz
  • Jahresgewinn

Diese Daten helfen den Nutzern, den Hintergrund des Unternehmens zu verstehen und seine Stabilität und Glaubwürdigkeit einzuschätzen. Des Weiteren halten Sie mit kurzen und bündigen Antworten die Leser bei der Stange und bauen eine gute Beziehung zu den Nutzern auf. Sind diese Informationen versteckt oder nicht verfügbar, erscheint Ihr Unternehmen als wenig hilfsbereit oder sogar ausweichend.

Blickverlauf auf einem Unternehmensprofil

Eyetracking-Studie von einem Investor, der sich mit dem Unternehmensprofil beschäftigt. Die Aufmerksamkeit konzentriert sich auf die fettgedruckte Überschrift und die knapp gehaltenen Abschnitte, wie die Grafik zeigt (blaue Punkte zeigen Fixierungen).

"Nur die Fakten, gnädige Frau!"

Die Eyetracking-Forschung zeigt, dass die Augen der Nutzer von Zahlen im Web-Inhalt angezogen werden. Warum ist das so? Zahlen stehen gewöhnlich für harte Fakten.

Fakten sind natürlich wichtig, aber wenn Sie Fakten oder Informationen mit einschliessen, die nicht zum Thema gehören, werden Sie wahrscheinlich Ihre Nutzer frustrieren. Irrelevante Meldungen, Artikel oder andere Erwähnungen stellen Ablenkungen dar, die die Leser von dem abbringen, was Sie ihnen eigentlich mitteilen wollen.

In einer unserer Usability-Studien klickte eine Nutzerin auf den Link "Umwelt" auf einer Firmenwebsite und war von irrelevanten Informationen genervt. Sie sagte:

"Das hat mit Umwelt nichts zu tun. Ich will wissen, wie das Unternehmen Bäume schützt oder Robben rettet. Das ist nur der übliche Kram: 'entsprechend der Gesetze' - das sollten sie auch; 'respektieren von Menschenrechten' - sagt mir aber nicht, wie genau; 'Kinderarbeit' - hat nichts mit Umwelt zu tun... Ich bin ziemlich sicher, dass diese Website mir keine weiteren Informationen liefern wird. Dafür muss ich dann anrufen. Das nervt. Ich bin in der Umwelt-Kategorie, daher sollte sich hier alles darum drehen."

Geben Sie den Leuten das, was sie wissen wollen. Nicht gerade eine neue Methode, Ihre Inhaltsstrategie zu betreiben! Aber sie funktioniert.

 

© Deutsche Version von Jakob Nielsens Alertbox. Institut für Software-Ergonomie und Usability AG. Alle Rechte vorbehalten.

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